Unter normalen Bedingungen kommen Wildtiere sehr gut ohne künstliche Wasserversorgung durch den Menschen aus. Aber wenn, wie im zurückliegenden Jahrhundertsommer, das Thermometer wochenlang Temperaturen über 30 °C zeigt, wenn der Regen eben so lange ausbleibt und die Feldfrüchte auf rissigen Äckern verdorren, dann kann es durchaus angebracht sein, Wasser für Wildtiere bereit zu stellen. Welche Arten den größten Bedarf haben und wie man Tränken und Suhlen zweckmäßig einrichtet, erfahren Sie in diesem Blogbeitrag.
Grundsätzlich brauchen Wildtiere keine künstlichen Tränken: Sie sind an die klimatischen Bedingungen in ihrem Lebensraum sehr gut angepasst. Jede Tierart hat im Lauf der Evolution Strategien entwickelt, um mit Sommerhitze und auch länger anhaltender Trockenheit zurecht zu kommen. In der Zeit der größten Hitze, wenn die Sonne um die Mittagszeit so richtig einheizt, legen die meisten Tiere eine Siesta ein: Sie ziehen sich in einen kühlen und schattigen Winkel im Wald oder einer Hecke zurück und vermeiden jede überflüssige Bewegung. Es sollte selbstverständlich sein, dass sie dann nicht gestört werden sollten, weder durch Jäger oder Hunde, noch durch Spaziergänger, die Waldwege verlassen und durch die Einstände kriechen. Gut haben es jetzt Höhlenbewohner: Füchse, Dachse und Kaninchen chillen in ihren wohltemperierten unterirdischen Bauen.
Manche Wildarten, wie zum Beispiel Mufflons, können schwitzen und so ihre Körpertemperatur regulieren. Viele andere müssen sich zu diesem Zweck aufs Hecheln verlegen. Hasen leiten über ihre Löffel überschüssige Wärme ab, Wildschweine und Rotwild zieht es in die Suhle oder sogar zu einem erfrischendem Bad im See. Ihren Wasserbedarf decken Pflanzenfresser zum größten Teil über ihre Nahrung ab und über den Tau, der morgens die Pflanzen benetzt. Wenn es aber über Wochen hinweg heiß ist und es sich auch in den Nächten fast nicht abkühlt, bildet sich kaum noch Tau und das zarte Grün vertrocknet. Hinzu kommt oft noch die frühe Ernte in heißen Sommern, wodurch plötzlich beinahe flächendeckend Äsung, Deckung und Schatten wegfallen. Wenn schließlich auch Pfützen, Wasserlöcher und kleine Rinnsale trocken fallen, wird es für Tiere mit kleinerem Aktionsradius schwierig.

Nach einem heißen Sommertag gibt es nichts Schöneres als ein Bad im Schlamm – sofern dieser nicht schon zu Ton wurde.
Tränken regelmäßig befüllen und reinigen
Betroffen ist also besonders das Niederwild und hier vor allem die Jungtiere. Nicht nur Hasen und Fasane nehmen künstlich angelegte Tränken und Wasserstellen gerne an, sondern auch Tauben, Igel, viele kleinere Vögel und Insekten. Grundsätzlich sollte an jeder Fütterung für Niederwild auch eine Tränke eingerichtet werden. Fütterungen und Tränken müssen gleichmäßig über das Revier verteilt sein, damit sie stets in Reichweite liegen. Tränken sind täglich mit frischem Wasser zu befüllen und regelmäßig zu reinigen, damit sich Parasiten und Krankheitserreger nicht zu stark vermehren können. Wichtig bei der Standortwahl ist, dass Tränken nicht zum Futterplatz für Katzen, Greifvögel und andere Beutegreifer werden sollen. Auf ausreichende Entfernung von Hecken und Gebüschen ist also zu achten.
Damit die Tränke nicht zur Todesfalle wird
Für Niederwild reichen als Tränken stabile Schalen, die ausreichend standfest sein sollten, damit sie nicht umkippen. Kommen leichte Kunststoffwannen oder ähnliches zum Einsatz, so kann die erforderliche Standfestigkeit zum Beispiel durch einen Stein in der Wanne gewährleistet werden. Optimalerweise ist der Stein so groß, dass er über die Wasserfläche hinausragt. Diese künstliche Insel nehmen Vögel gerne als Landeplatz an. Außerdem wird so ein Notausstieg zum Beispiel für Insekten geschaffen, die in die Tränke gefallen sind. Denn damit die Tränken nicht zur Todesfalle für hineingefallene Tiere werden, ist auf jeden Fall ein Ausstieg, also etwa durch in der Nähe des Randes platzierte Steine, zu schaffen. Schwimmende Holzstückchen können Käfern und Bienen als Startrampe dienen.
Eine gute Ergänzung zu Niederwild-Tränken sind Rüben, die in Zeiten großer Trockenheit im Revier verteilt werden. Diese ersetzen die vertrocknete oder bereits abgeerntete Grünäsung zum Beispiel für Feldhasen. Das kann durchaus auch Wildschäden vorbeugen: Denn wenn die Tiere ihren Flüssigkeitsbedarf nicht anderweitig decken können, fallen sie möglicherweise mit besonderem Appetit über noch verbliebene Feldfrüchte her.
O Suhle mio!
Unter den Schalenwildarten sind vor allem Rot- und Schwarzwild auf Suhlen und Wasserlöcher angewiesen. Jeder Jäger weiß, dass man durch die Einrichtung von Suhlen ein Revier für die genannten Wildarten deutlich attraktiver gestalten kann. Rot- und Schwarzwild sind sehr mobil, sie ziehen, wenn es sein muss, weite Strecken, um ihrem Bedürfnis nach Wasser und Schlamm zu frönen. Insofern lassen sich durch das Anlegen von Suhlen und Wasserlöchern durchaus auch die Wanderbewegungen des Wildes beeinflussen.
Trocknen bei extremer Dürre die gewohnten Wasserstellen aus, so kommt es mitunter sogar zu Todesfällen unter Wildtieren, weil diese neue Tränken und Suhlen aufsuchen, die teilweise ungeeignet sind: Swimmingpools oder Feuerlöschteiche, Kanäle mit steilen Spundwänden oder ähnliches. Es ist also aus mehreren Gründen empfehlenswert, Suhlen und Wasserstellen im Revier zu unterhalten und bei Trockenheit regelmäßig mit frischem Wasser zu versorgen. Idealerweise füllt man bestehende und den Tieren bekannte Wasserstellen auf. Sind diese unzugänglich, so kann man beizeiten an einer geeigneten Stelle eine künstliche Suhle, Tränke oder einen kleinen Tümpel anlegen. Neben der richtigen Geländebeschaffenheit (dazu später mehr) kommt es darauf an, dass eine Wasserstelle zwar notfalls mit dem Traktor oder Geländewagen zu erreichen sein muss, andererseits aber nicht an einem allzu frequentierten Ort liegen sollte, da die Zweckentfremdung zur Hundebadestelle oder ähnlichem sonst beinahe unvermeidlich ist.
Suhlen, Tümpel und Wasserstellen anlegen
Zum Anlegen von Suhlen und Tümpeln bieten sich tiefer gelegene Stellen und Mulden an. Optimal ist es, wenn durch das Gelände gewährleistet ist, dass Regen die Wasserstelle regelmäßig auffüllt. Letzteres kann man durch das Anlegen von Rinnen und Gräben stark unterstützen. Wenn der Boden nicht auf natürliche Weise undurchlässig ist, wird man dafür sorgen müssen, dass das Wasser nicht sofort wieder versickert. Vielerorts wird empfohlen, Suhlen oder Tümpel anzulegen, indem man sie mit Teichfolie auskleidet. Das ist aus verschiedenen Gründen nicht optimal. Zum einen werden dabei große Mengen unverrottbarer Plastikfolie in der Natur ausgebracht, was aus Gründen des Umweltschutzes abzulehnen ist. Zum anderen muss die Teichfolie mit hohem Aufwand vor Beschädigungen durch die Schalen der Wildtiere geschützt werden.

Mit maschineller Unterstützung lassen sich auch kleinere Tümpel anlegen, sofern der Eigentümer keine Einwände hat. Lehmiger Boden eignet sich besonders gut, weil er das Wasser länger halten kann.
Teichfolie eher ungeeignet
Herkömmliche Teichfolie ist nicht dafür gemacht, dass schweres Wild mit seinen scharfkantigen Schalen darauf herumläuft. Viel besser ist es daher, die ausgehobene oder vorhandene Mulde mit einigen Lagen Lehm auszukleiden. Jede Lage muss unter Zugabe von Wasser festgestampft werden. Das ist etwas aufwändiger als die Lösung mit der Teichfolie, dafür aber nicht nur umweltfreundlicher, sondern weitaus dauerhafter. Arbeitet man einige Kilo Viehsalz in den Lehm ein, so erhöht dies die Attraktivität der Suhle für Schwarzwild beträchtlich.
Suhlen und Tränken befüllen
Erstaunlich ist, wie stark der Wasserstand Tag für Tag selbst in reinen Niederwildtränken sinkt. Das zeigt, wie dankbar diese angenommen werden, wovon auch Spuren und Fährten rund um Tränken, Wasserstellen und Suhlen zeugen. Während die regelmäßige Befüllung bei Niederwildtränken mit einigen Kanistern noch leicht zu bewerkstelligen ist, sind für das Bewässern von Suhlen und Tümpeln erheblich größere Wassermengen erforderlich. Ideal ist es, wenn man den Landwirt überreden kann, sein Wasserfass an den Traktor zu hängen und die Suhle zu fluten oder wenn man selbst über die erforderlichen Gerätschaften verfügt. Wer einen Schlepper hat, wird sich für kleines Geld ein gebrauchtes Wasserfass besorgen können.
Die Alternative ist der Geländewagen mit einem (ausreichend tragfähigen!) Anhänger, auf dem man einen Wassertank befestigt. Empfehlenswert sind sogenannte IBC-Container, die es gebraucht für kleines Geld in verschiedenen Größen, zum Beispiel 250, 500 und 1000 Liter, zu kaufen gibt. Mit einem 1000-Liter-Container kommt man schon recht weit, aber es ist unbedingt zu beachten, dass eine gute Tonne Zuladung – über Feld- und Waldwege transportiert – einen Anhänger leicht in die Knie zwingt. Nicht nur auf die zulässige Nutzlast ist daher unbedingt zu achten, der Container muss auch mit vernünftigen Zurrgurten unverrückbar auf der Ladefläche fixiert werden.
Die Not nicht ausnutzen
Wer sich eine Freude machen will, installiert eine Wildkamera an der Suhle oder Tränke. Es ist wirklich eine Freude zu sehen, wie dankbar die angelegte Wasserstelle angenommen wird – von jagdbarem Wild, aber auch von zahlreichen anderen Arten wie Igeln oder Maulwürfen. Eines sollte selbstverständlich sein: Wenn aufgrund von extremer Hitze und Trockenheit eine Art Notzeit für das Wild herrscht, wird kein waidgerechter Jäger eine Suhle oder Tränke als „Abschussrampe“ missbrauchen.
2 Kommentare
Nachdem der Sommer 2018 schon so extrem war und die Aussichten auf 2019 nicht sehr viel mehr Regentage erwarten lassen, werde ich mich wohl dieses Jahr um die Wasserstellen im Revier verstärkt kümmern müssen und auch einige neue anlegen. Letztes Jahr konnte man anhnad der Bilder einer Wildkamera schon sehen, dass wirklich alles Wild aus der Umgebung an die einzige noch Wasser führende Suhle gezogen ist. Da waren Rehe, Dachse, Füchse, Eichhörnchen, Specht, Taube, Bussard und Hase drauf. Wir haben sie regelmäßig mit Wasser aufgefüllt und planen für diese Jahr eben, eine paar zusätzliche Stellen anzulegen. Dankeschön für die Tipps, die ich gerne beherzige.
Danke!
Sehr hilf- und aufschlussreicher Artikel!