Zum Gehörschutz zählen alle Schutzeinrichtungen, die das Gehör vor Lärm schützen und so Gehörschäden vorbeugen.
Diese Frage lässt sich so pauschal nicht beantworten, da es natürlich vom jeweiligen Einsatzzweck abhängt, welcher Gehörschutz am besten geeignet ist. Grundsätzlich muss ein Gehörschutz zuverlässig vor gesundheitsschädlichem Lärm schützen. Dies kann mit verschiedenen Arten des Gehörschutzes erreicht werden. Allerdings schützt ein Gehörschutz nur dann, wenn er auch getragen wird. Tragekomfort und Handhabung eines Gehörschützers sollten insofern bei der Kaufentscheidung nicht vernachlässigt werden.
Auf der Jagd haben sich elektronische Gehörschützer bewährt. Es gibt sehr kleine kompakte elektronische Gehörschützer, die im Ohr getragen werden, aber auch elektronische Kapselgehörschützer. Beide ermöglichen es, anwechselndes oder nach dem Beschuss flüchtendes Wild akustisch wahrnehmen zu können.
Tipp: Vielen Jägern reicht die Dämmwirkung elektronischer Gehörschützer bei der Verwendung auf dem Schießstand nicht aus. Durch die Reflektion des Schussknalls an den Wänden des Schießstands entstehen hier höhere Schalldrücke als im Freien. In diesem Fall bietet es sich an, die elektronischen Gehörschützer mit preiswerten Ohrenstöpseln zu kombinieren oder auf dem Schießstand einen stark gedämmten passiven Kapselgehörschutz zu verwenden.
Gemäß den Regeln der gesetzlichen deutschen Unfallversicherung ist am Arbeitsplatz das Tragen von Gehörschutz ab einem Tages-Lärmexpositionspegel von 85 dB(A) bzw. einem Spitzenschalldruckpegel von 137 dB(C) vorgeschrieben. Die Schmerzschwelle liegt zwischen 120 und 140 db. Selbst wenn man Lärm oberhalb der Schmerzgrenze nur kurzzeitig ausgesetzt ist, kann dies zu irreversiblen Hörschäden führen. Ein Gewehrschuss kann einen Schalldruckpegel von bis zu 170 db erzeugen. Das Gehör vieler Jäger ist durch Knalltraumata bereits vorgeschädigt. Diese müssen umso stärker darauf achten, weitere Schädigungen durch Gehörschutz zu vermeiden.
Bei aktiven oder elektronischen Gehörschützern ist an der Außenseite der Kapsel des Gehörschutzes ein Mikrofon angebracht, dass Umgebungsgeräusche aufnimmt, verstärkt und über Lautsprecher auf der Innenseite der Kapsel wiedergibt. Das ermöglicht es, sich auf dem Schießstand zu unterhalten oder auf der Jagd anwechselndes Wild wahrzunehmen. Die Mikrofone in aktiven Gehörschützern arbeiten pegelabhängig: Treten sehr laute Geräusche (über 85 db) auf, so sorgt eine extrem schnell arbeitende elektronische Schaltung dafür, dass diese gedämmt werden.
Der große Vorteil des elektronischen oder aktiven Gehörschutzes besteht darin, dass sehr laute Geräusche gedämmt werden, wodurch das Gehör geschützt wird, während Umgebungsgeräusche in natürlicher Lautstärke wahrgenommen werden können. Dies ermöglicht es zum Beispiel, auf dem Schießstand eine Unterhaltung zu führen, ohne den Gehörschutz abzunehmen oder anzuheben.
Viele Jäger, die einfache passive Kapselgehörschützer verwenden, haben schon schmerzhaft "eins auf die Ohren" bekommen, weil sie diese auf dem Schießstand kurz abgenommen haben, um einen Gesprächspartner besser verstehen zu können, als ein Schuss fiel.
Auf der Jagd schützen aktive Gehörschützer vor dem gesundheitsschädlichen Schussknall, dennoch kann zum Beispiel nach dem Schuss abspringendes Wild akustisch wahrgenommen und so die Fluchtrichtung festgestellt werden.
Ohrstöpsel und Kapselgehörschützer sind in Hinblick auf die mit ihnen zu erzielende Schalldämmung als gleichwertig anzusehen. Den sogenannten Knochenschall, der über den Körper und den Schädelknochen auf das Innenohr übertragen wird, können weder Stöpsel noch Kapselohrschützer völlig unterbinden.
Kapselohrschützer sind praktisch, weil sie schnell auf- und abgesetzt werden können. Außerdem sind sie sicher in der Anwendung, weil sie Fehlbedienung minimieren. Bei Ohrstöpseln kann hingegen durch unterschiedlich tiefes Einführen in den Gehörgang eine unterschiedlich starke Dämmwirkung erzielt werden. Dafür sind Ohrenstöpsel klein und leicht, passen in jede Hosentasche und eignen sich daher hervorragend als Back-Up Gehörschutz zum Immer-dabei-haben.
Viele Schützen stört es, wenn sie zum Beispiel beim Anschlagen einer Flinte auf dem Schießstand mit dem Schaft an die Kapsel des Gehörschutzes stoßen – das kann mit Ohrstöpseln nicht passieren.
SNR ist die Abkürzung für die englischen Begriffe Single Number Rating. Übersetzt ins Deutsche heißt das "einfacher Dämmwert." Der Dämmwert ist der Wert, um den der Schallpegel reduziert wird. Um den Dämmwert zu ermitteln, wird der Schallpegel in Dezibel (db) einmal vor und einmal hinter dem Gehörschutz gemessen. Die Differenz zwischen beiden Werten ist der Dämmwert.
Viele Jäger fühlen sich von Gehörschützern auf der Jagd in ihrer akustischen Wahrnehmung beeinträchtigt. Dies liegt daran, dass Gehörschützer unterschiedliche Frequenzen unterschiedlich stark dämmen, wodurch es zu einer Verzerrung des natürlichen Höreindrucks kommt.
Bei elektronischen Gehörschützern wird zudem das räumliche Hören vermindert: Man nimmt Geräusche noch wahr, kann aber nicht mehr genau einordnen aus welcher Richtung sie kommen. Das gerade bei preiswerten Geräten oft vermehmliche Grundrauschen und die Verstärkung von Windgeräuschen irritieren zusätzlich. In Anbetracht der massiv gehörschädlichen Wirkung des Schussknalls sollte auf Gehörschutz auf der Jagd dennoch auf keinen Fall verzichtet werden.
Seit einiger Zeit ist es in manchen Bundesländern rechtlich zulässig, den Lärm an der Quelle zu bekämpfen und einen Schalldämpfer zu verwenden. Die durch Schalldämpfer erzielte Dämmwirkung reicht aber nicht immer aus, um Gehörschäden sicher auszuschließen.
Viele Jäger haben sich angewöhnt, die Gehörschützer wirklich nur bei der Schussabgabe zu tragen: Kapselgehörschützer so aufsetzen, dass sie über dem Ohr etwa in der Schläfengegend aufliegen. Wenn Wild anwechselt, lassen sie sich mit einer Handbewegung über die Ohrmuscheln ziehen. Auf dem Ansitz ist dazu immer Zeit, und mit ein wenig Übung erfolgen das Aufsetzen des Gehörschutzes und das In-Anschlag-gehen mit der Waffe in einem flüssigen und schnellen Bewegungsablauf, so dass es auch auf der Drückjagd gelingt.