Als Lockjagd bezeichnet man sämtliche Jagdarten, bei denen ein Beutetier durch bestimmte Reize angelockt wird. Das können akustische, optische oder geruchliche Reize sein. Auch das Kirren und das Ausbringen von Lockfutter zählen zur Lockjagd.
Beispiele für akustische Lockjagd sind die Nachahmung des Balzrufs bei der Jagd auf Rotwild. Dabei imitiert der Hirschrufer einen Nebenbuhler, womit der Platzhirsch zum Zustehen animiert wird. Beim Blatten auf den Rehbock wird beispielsweise das Angstgeschrei einer von einem Nebenbuhler bedrängten Ricke nachgeahmt. Dies veranlasst den eifersüchtigen territorialen Rehbock, den vermeintlichen Rivalen zu vertreiben.
Auch bei der Jagd auf Raubwild kommen akustische Lockjagd-Methoden zum Einsatz. So können Füchse durch mit Hilfe von Mauspfeifchen, Hasenklage oder Vogelangstgeschrei nachgeahmte Lautäußerungen ihrer Beutetiere gelockt werden. Füchse stehen auch auf optische Reize wie den Raubwildmagnet oder die Kombination von optischen und akustischen Reizen zu.
Bei der Vogeljagd finden neben akustischen Lockern verschiedene Lockbilder Anwendung. Gänse, Enten und Tauben gesellen sich gerne zu Artgenossen, deren Anwesenheit durch entsprechende Attrappen simuliert wird.
Zur Lockjagd mit Geruchsreizen zählen das Anlegen von Kirrungen und Lockfütterungen oder Malbäumen. Im weiteren Sinne gehören auch Salzlecken dazu. Überdies gibt es etliche künstliche und natürlich Lockstoffe, die das Vorhandensein von Nahrung oder Sexualpartnern vortäuschen.
Salzlecken sind Reviereinrichtungen, an denen Wildtieren Salz zum Beispiel in Form eines Lecksteins angeboten wird. Bedingt durch ihre Ernährungsweise haben insbesondere pflanzenfressende Wildtiere oft einen Natriummangel, weshalb sie Salzlecken sehr gerne annehmen. Um eine zu hohe Salzaufnahme zu vermeiden sollten Salzlecken so gestaltet sein, dass die Tiere nicht direkt das Salz belecken können, sondern nur das vom Regen aus dem Leckstein herausgelöste Salz. Im Winter, wenn Tiere kein Wasser schöpfen können, sollten Salzlecken ebenfalls nicht beschickt werden. Mit Salzpasten können schnell, einfach und unauffällig Salzlecken eingerichtet werden, indem die Rinde geeigneter Bäume damit bestrichen wird.
Elektronische Lockinstrumente sind in Deutschland für die Ausübung der Lockjagd nicht erlaubt. Sie können aber zu Trainingszwecken bzw. im Rahmen des Monitorings oder für Wildtierzählungen verwendet werden.
Der Buttolo-Blatter ist ein Lockinstrument für die Blattjagd auf den Rehbock. Der Buttolo-Blatter funktioniert wie ein kleiner Blasebalg: Drückt man ihn zusammen, so erzeugt der Luftstrom je nach Intensität des Drucks einen Fiepton oder das Angstgeschrei / Sprenglaut. Beides bringt den Platzbock zum Zustehen. Der Buttolo-Blatter ist besonders geeignet für Jäger, die sich das Mundblatten (noch) nicht zutrauen.
Beim Blatten auf den Rehbock werden brunftspezifische Laute nachgeahmt. Das ist zum einen das sogenannte Fiepen, mit dem die brunftige Ricke / Geiß ihre Paarungsbereitschaft signalisiert. Dann gibt es noch den Kitzfiep: diesen Ton stößt das Rehkitz aus, um seine Mutter zu rufen, die unter Umständen den Rehbock im Schlepptau hat. Zu guter Letzt kann der eifersüchtige, territoriale Rehbock auch durch den Sprengruf bzw. das Angstgeschrei herbeigelockt werden: Hierbei handelt es sich um einen lauten, schrillen Ruf, den die nicht paarungsbereite Ricke abgibt, wenn sie von einem Rehbock bedrängt wird. Der Platzbock eilt dann heran, um den Nebenbuhler zu vertreiben.
Das Blatten kann man nur erlernen, wenn man gehört hat, wie sich die nachzuahmenden Laute anhören (sollen). Dazu liegen vielen Blattern CDs bei, auf denen entsprechende Hörbeispiele aufgenommen sind. Mit etwas Übung gelingt es recht schnell, die Fieplaute nachzuahmen. Der Einsatz des Erlernten bei der Blattjagd erfordert überdies ein wenig Erfahrung und Fingerspitzengefühl. Welche Laute, wann, wie oft und mit welcher Intensität verwendet werden, hängt von vielen Faktoren, z.B. dem Wetter und dem Zeitpunkt ab. Mit etwas Geduld gelingt es aber recht bald, einen Bock zum Zustehen zu bringen, was ein beeindruckendes jagdliches Erlebnis ist, selbst wenn es der "falsche" Bock ist oder die Erlegung nicht auf Anhieb gelingt.
Am erfolgversprechendsten sind der Beginn der Blattzeit etwa ab dem 25. Juli und das Ende der Brunftperiode von Anfang bis Mitte August.
Füchse können mit verschiedenen Lockjagd-Methoden erfolgreich bejagt werden: Was der Fuchsjäger immer dabei haben sollte, ist ein Mauspfeifchen. Es ist klein und leicht und passt in jede Tasche, gelegentliches Mäuseln während eines Ansitzes lockt Füchse zuverlässig an.
Wenn es ausschließlich um Füchse geht, ist vor allem die Kombination aus akustischem Locken mittels Hasenklage oder Vogelangstgeschrei und dem Raubwildmagnet erfolgversprechend. Sehr aussichtsreich ist beim Fuchs auch die Lockjagd mit Duftstoffen: Mit Aufbruch sternförmig auf den Ansitz zu gezogene Futterschleppen oder einige Tropfen Fuchsurin (auch als synthetisch hergestellter Lockstoff erhältlich) locken Füchse von weiter her an.
Lockjagd ist eine der erfolgreichsten Jagdmethoden auf Schwarzwild: Das Anlocken mit Kirrgut (Mais) oder Futter (Wildacker), mit unwiderstehlichen Düften (Buchenholzteer) ist weit verbreitet. Aber auch das Locken mit den typischen Lautäußerungen des Schwarzwilds mit Hilfe des Schwarzwildlockers funktioniert erstaunlich gut.
Hüttenjagd ist eine Lockjagd-Methode auf Krähen- und Rabenvögel. Der Jäger nutzt dabei aus, dass Krähen- und Rabenvögel auf Raubvögel hassen, d.h. Scheinangriffe auf diesen fliegen. Der Jäger sitzt in einem gut gedeckten Schirm oder eben einer Hütte, wartet diese Angriffe ab und kann bei dieser Gelegenheit die Krähen erlegen. Früher wurde zur Hüttenjagd ein lebender, domestizierter Uhu verwendet, heute sind entsprechende lebensechte Nachbildungen aus Kunststoff erhältlich.
Ein Mauspfeifchen ist ein Lockinstrument, das für die Fuchsjagd verwendet wird. Mit dem Mauspfeifchen lassen sich die Pfeif- und Fieplaute von Mäusen nachahmen - der Lieblingsspeise des Fuchses. Das Mäuseln lockt den Fuchs zuverlässig an.
Viele jagdbare Vogelarten – Enten, Gänse, Krähen, Tauben – schätzen die Gesellschaft von Artgenossen. Haben sich beispielsweise schon etliche Graugänse auf einem Feld niedergelassen, so folgern andere Gänse daraus, dass sie dort sicher landen können und ergiebige Weidegründe finden. Deshalb fallen sie bevorzugt dort ein, wo schon andere sitzen.
Dieses Verhalten macht sich der Jäger bei der Lockjagd auf Gänse, Enten, Tauben oder Krähen zunutze, indem er entsprechende Lockbilder aufbaut. Dafür sind täuschend echt erscheinende Attrappen der entsprechenden Vogelarten erhältlich. Da eine Ansammlung vollkommen reglos herumsitzender Artgenossen auf Vögel nicht besonders überzeugend wirken, gibt es zur Ergänzung elektrisch betriebene Lockvögel, die mit den Flügeln schlagen oder zu äsen scheinen.
Sehr effizient funktioniert die Bejagung von Tauben mit einigen Locktauben und dem Taubenmagnet, der gerade ein- oder auffliegende Tauben simuliert.