Welches Zielfernrohr für die Jagd das richtige ist, hängt von einer Reihe von Faktoren ab: Zum Beispiel von den Jagdarten, bei denen es zum Einsatz kommen soll, der Waffe, auf die es montiert werden wird, den persönlichen Vorlieben und finanziellen Möglichkeiten des Jägers und einigen mehr.
Grundsätzlich ist zu bemerken, dass das Zielfernrohr mit Sicherheit einen der wichtigsten Ausrüstungsgegenstände für den Jäger darstellt. Präzision, Schussfestigkeit und optische Leistung des Zielfernrohrs tragen entscheidend dazu bei, einen sicheren und weidgerechten Schuss anzutragen und haben somit großen Einfluss auf den Jagderfolg. Das Zielfernrohr ist das letzte, woran man sparen sollte.
Es gibt heute eine ganze Reihe von universell einsetzbaren Zielfernrohren: Ein Zielfernrohr mit zwei- bis zwölffacher Vergrößerung und einem Objektivdurchmesser von 50 Millimetern (2–12x50) ist für fast alle jagdlichen Einsatzbereiche von der Drückjagd bis zum Nachtansitz auf Sauen geeignet. Wer den Schwerpunkt mehr auf Drückjagd und Nachsuche legt, ist mit einem 1,5–6fach-Zielfernrohr gut bedient, wer überwiegend ansitzt, kann zur 2,5–10- oder 3–12fach-Zieloptik greifen. Natürlich muss das Zielfernrohr auch zur Waffe passen: Ein 56-er-"Ofenrohr" auf einer zierlichen Kipplaufbüchse ist keine gelungene Kombination.
Zielfernrohre, die für einen ganz speziellen Einsatzzweck konstruiert sind, wie etwa reine Drückjagdoptiken, sind auf diesem speziellen Gebiet den Allroundern überlegen: Beim Drückjagdglas heißt das: Noch geringere (oder gar keine) Vergrößerung für noch mehr Überblick auf schmalen Schneisen, riesiges Sehfeld. Die schlanke Bauform ermöglicht das Schießen mit zwei geöffneten Augen, das geringe Gewicht erhöht die Führigkeit der Waffe beim Flüchtigschießen und Durchgehen.
Ebenso holt das spezielle Nachtglas mit 56er-Objektivdurchmesser beim Nachtansitz noch ein Quäntchen mehr Licht heraus als der Allrounder. Die erste Frage, die sich der Zielfernrohrkäufer stellen muss, lautet also: Soll es ein Universalzielfernrohr sein oder eines für einen speziellen Zweck.
Häufig wird auch der Preis eine entscheidende Rolle beim Kauf eines Zielfernrohrs spielen. Man muss sich darüber im Klaren sein, dass die Hochleistungsoptiken der Premiumhersteller optisch und mechanisch in einer anderen Liga spielen, als die Geräte preiswerterer Anbieter. Jahrzehntelange Garantien und entsprechender Service sprechen für sich. Aber natürlich kann man auch mit den preiswerteren Zielfernrohren aus dem Frankonia Sortiment erfolgreich jagen.
Ein wichtiger Punkt ist das Absehen eines Zielfernrohrs: Auch wenn einem ältere Jäger gern etwas anderes erzählen: Ein Leuchtabsehen – und zwar ein auch bei Tageslicht funktionierendes – ist extrem sinnvoll. Es erleichtert und verbessert das Zielen und damit die Schießleistung erheblich weil sich der deutlich sichtbare Punkt viel besser vom Untergrund abhebt, als das unbeleuchtete Absehen vergangener Tage. Deshalb: Auf ein Tageslicht-Leuchtabsehen sollte man keinesfalls verzichten.
Die Leistung eines Zielfernrohrs hängt von mehreren Faktoren und von deren Zusammenwirken ab: Von entscheidender Bedeutung ist natürlich die Optik, wobei es keinen Sinn ergibt, die optische Leistung allein an einem einzelnen Parameter wie etwa der Transmission zu bemessen. Viele andere Werte wie Kontrast, Auflösungsvermögen und die Qualität der Vergütungen müssen ebenfalls stimmen.
Ebenso wichtig ist aber die mechanische Qualität: Ein Zielfernrohr auf einer großkalibrigen Jagdbüchse ist (nicht nur) beim Schuss extremen Belastungen ausgesetzt. Die muss das Zielfernrohr wegstecken. Außerdem soll es unempfindlich gegenüber Witterungseinflüssen sein. Es gilt, die geforderte Robustheit mit maximaler Präzision etwa der Absehenverstellung zu kombinieren.
Das lässt sich nur verwirklichen, wenn in der Produktion von Optik und Mechanik minimale Toleranzen eingehalten und hochwertigste Materialien verwendet werden. Es verwundert daher nicht, dass weltweit nur eine Handvoll Hersteller in der Lage sind, High-End-Zieloptiken zu produzieren – und dass diese dann ihren Preis haben.
Parallaxe ist ein Zielfehler, der entsteht, wenn ein Schütze nicht gerade durch das Zielfernrohr blickt, sondern schräg. Die optische Achse des Zielfernrohrs und die Sehachse des Schützen weichen dann voneinander ab. In der Folge sieht der Schütze das Absehen an eine andere Stelle verschoben. Wird der Schuss ausgelöst, kommt es zu einer Treffpunktabweichung.
Die meisten Zielfernrohre sind jedoch bis zu einer Entfernung von 100 Metern parallaxefrei, das heißt, es kommt zu keiner Treffpunktverlagerung, egal, wie man durch das Glas schaut. Beim Schießen auf wesentlich größere Entfernungen, muss das Glas entsprechend justiert werden, um auch auf diese Entfernung parallaxefrei zu sein. Der Parallaxeausgleich, mit dem diese Verstellung vorgenommen wird, ist also an Long Range- oder Weitschuss-Zielfernrohren eine sinnvolle Einrichtung.
Rotpunktvisiere sind Zieleinrichtungen für kurze und kürzeste Entfernungen. Der Anwendungsbereich von Rotpunktzieleinrichtungen überschneidet sich insofern mit dem von drückjagdtauglichen Zielfernrohren mit Leuchtpunkt – nur in diesem Zusammenhang ergibt die Frage Sinn, was besser ist. Niemand käme auf die Idee, ein Zielfernrohr mit 8facher Vergrößerung und 56er-Objektivdurchmesser mit einem Rotpunktvisier zu vergleichen.
Sowohl das Rotpunktvisier, als auch das Drückjagd-Zielfernrohr haben Vorteile. Das Rotpunktvisier ist unübertroffen klein und leicht, eine damit ausgestattete Waffe ist folglich äußerst führig. Nichts stört den Überblick weniger als ein Rotpunktvisier: Beim Schießen mit zwei geöffneten Augen behält man optimalen Überblick über das Geschehen: In manchen Situationen ein Sicherheitsplus. Außerdem sind Rotpunktvisiere robust und deutlich preiswerter als ein hochwertiges Zielfernrohr: Sie bieten sich also als "Zielfernrohrschoner" für den Einsatz unter rauesten Bedingungen an: Nachsuchen, Durchgehen und dergleichen.
Allerdings können Drückjagd-Zielfernrohre vieles von dem, was ein Rotpunkvisier kann, auch. Überdies bieten Zielfernrohre einen entscheidenden Vorteil: Dank der variablen Vergrößerung ist es möglich, einen gezielten Schuss auf ein weiter entferntes Ziel abzugeben, etwa ein Reh, das auf 80 Meter verhofft. Das ist mit dem Rotpunktzielgerät erheblich schwieriger oder unmöglich.
Auf jedem Zielfernrohr finden sich Zahlen, aus denen die Vergrößerung und der Objektivdurchmesser hervorgehen: 8x56 bedeutet, dass das Zielfernrohr eine 8fache Vergrößerung bei einem Objektivdurchmesser von 56 Millimetern hat. Eine variable Vergrößerung von zwei- bis zwölffach bei einem 50-Millimeter-Objektiv wird als 2–12x50 wiedergegeben.
Je nach Hersteller unterschiedliche Buchstabencodes können auf verschiedene Baureihen oder auf die Verwendung spezieller Vergütungen, hochbrechender Glassorten, beleuchteter Absehen oder anderer technischer Besonderheiten, wie z.B. auf das Vorhandensein einer Schiene, hinweisen.
Das Absehen ist die Zieleinrichtung in einem Zielfernrohr, das sogenannte Fadenkreuz. In jagdlichen Zielfernrohren kommen häufig Varianten des Absehens 4 (ein Kreuz, manchmal mit einem (Leucht-)Punkt in der Mitte), des Absehens 1 (drei Zielstachel), oder 0 (nur ein (Leucht-)Punkt) zum Einsatz. Es gibt jedoch zahlreiche weitere Absehenarten.
Der Zoomfaktor ist eine Bezeichnung für den Vergrößerungsfaktor bei einem Zielfernrohr: Ein Zielfernrohr mit einer Vergrößerung von 1,5- bis 6fach hat den Zoomfaktor 4 beziehungsweise einen vierfachen Zoomfaktor, denn sechs geteilt durch 1,5 ist vier. Ein 2–12fach-Zielfernrohr hat demgemäß den Zoomfaktor sechs.
Durch ein Zielfernrohr betrachtete Gegenstände erscheinen je nach eingestellter Vergrößerung näher und größer. Dieser Effekt beruht auf einer Vergrößerung des Bildwinkels: Man sieht nur einen Ausschnitt des Bildes, das man ohne Zielfernrohr überblickt.
Die Größe des Bildausschnitts (angegeben in Grad oder Metern), den man auf eine Entfernung von 100 Metern durch das Zielfernrohr bei der jeweils gewählten Vergrößerung sieht, wird Sehfeld genannt. Mit zunehmender Vergrößerung verkleinert sich das Sehfeld. Je größer das Sehfeld, desto besser die Übersicht beim Blick durch das Zielfernrohr und desto einfacher ist es, das Ziel zu finden und ins Visier zu nehmen. Aus technischen Gründen lässt sich das Sehfeld nicht beliebig vergrößern.
Transmission bezeichnet die Menge an Licht in Prozent, die das optische System eines Zielfernrohrs durchlässt, also vom Objektiv bis zum Okular weiterleitet. Bei hochwertigen Zielfernrohren beträgt die Transmission deutlich über 90 Prozent. Die Transmission hängt unter anderem von den verwendeten Glassorten, Vergütungen und dem Aufbau des optischen Systems ab.
Die Dämmerungszahl ist eine rein rechnerische Größe, die eine Aussage über die theoretische Tauglichkeit einer Optik bei schlechten Lichtverhältnissen trifft. Die Wurzel aus dem Produkt von Vergrößerung und Objektivdurchmesser ergibt die Dämmerungszahl. Ein 8x56 Zielfernrohr hat demnach die Dämmerungszahl 21,17: 8x56=448, daraus die Wurzel ist 21,17. Die Aussagekraft der Dämmerungszahl hält sich in Grenzen, da bei ihrer Berechnung für die Lichtstärke eines Zielfernrohrs wesentliche Parameter wie zum Beispiel die Transmission außer Acht gelassen werden.
Die Austrittspupille ist die kreisrunde Öffnung, die man sieht, wenn man das Okular eines Zielfernrohrs aus einer Entfernung von zirka 30 Zentimetern betrachtet. Die Größe der Austrittspupille lässt sich berechnen, indem man den Objektivdurchmesser durch die Vergrößerung teilt.
Ein 8x56 Zielfernrohr hat also eine Austrittspupille von 7 mm. 56 : 8 = 7. Die Austrittspupille ist eine rein rechnerische Größe und sagt über die tatsächliche Leistung einer Optik unter schlechten Lichtverhältnissen wenig aus. Die menschliche Pupille weitet sich in der Dunkelheit auf maximal sieben Millimeter, idealerweise ist die Austrittspupille eines Zielfernrohrs für die Nachtjagd nicht wesentlich kleiner.
Es gibt unterschiedliche Typen von Zielfernrohrmontagen, die ein mehr oder minder hohes Maß an handwerklichem Können voraussetzen. Während zum Beispiel Suhler Einhakmontagen nur durch versierte Büchsenmacher angepasst werden können, lassen sich moderne, einteilige Montagen, die vom Hersteller exakt auf Waffe und Zielfernrohr abgestimmt wurden, mit etwas technischem Geschick auch selbst montieren.
Da eine Zielfernrohrmontage ein äußerst sicherheitsrelevanter Teil der Waffe ist, sollte im Zweifelsfall jedoch immer ein Büchsenmacher mit den Montagearbeiten betraut werden. Wichtig ist, dass zunächst der Augenabstand korrekt ermittelt und eingestellt wird. Bei der Ringmontage ist überdies das Absehen des Zielfernrohrs korrekt auszurichten. Alle Montageschrauben sind exakt mit den vorgeschriebenen Drehmomenten anzuziehen.
Ein Zielfernrohr einzuschießen ist nicht schwer. Zunächst muss man unterscheiden, ob ein Zielfernrohr zum Beispiel nach einer Reparatur komplett verstellt ist oder ob die Waffe nur – beispielsweise nach einem Munitionswechsel – auf die neue Laborierung eingeschossen werden soll. Nach einer Reparatur oder einem Neukauf muss man davon ausgehen, dass große Abweichungen der Treffpunktlage vorkommen können. Hier sollte man vor dem Schießstandbesuch Lauf und Zielfernrohr beim Büchsenmacher mit einem Kollimator zunächst in ungefähre Übereinstimmung bringen lassen.
Auf dem Schießstand spannt man die Waffe in einen Einschießbock ein, entnimmt das System und überprüft, indem man abwechselnd durch Lauf und Zielfernrohr auf das Ziel schaut, ob diese halbwegs fluchten. Dann beginnt man mit dem Einschießen auf kürzere Entfernungen von 25 oder 50 Metern. Das geschieht zweckmäßigerweise auf einem Scheibenstand ohne zurückfahrende Scheiben: Dort droht nicht die Gefahr, dass ein stark abweichender Schuss die Schießanlage zerstört, was unangenehme Folgekosten verursacht. Trifft die Waffe auf kurze Entfernung, so wechselt man auf den 100-Meter-Stand. Der Einschießvorgang selbst ist der gleiche.
Das A und O beim Einschießen ist eine sichere Auflage für die Waffe, da nur so reproduzierbare Ergebnisse erzielt werden: Entsprechend ausgeformte Sandsäcke für Hinter- und Vorderschaft sind ideal. Mit der so aufgelegten Waffe gibt man einen Schuss auf die Scheibe ab. Nehmen wir an, wir wollen, was die Seitenabweichung betrifft, genau die Mittellinie treffen bei vier Zentimeter Hochschuss. Die Waffe schießt aber zehn Zentimeter hoch und drei Zentimeter nach rechts.
Folglich dreht man jetzt die Kappen der Absehenverstellung ab, darunter finden sich die Einstellräder. Im Beispielsfall dreht man jetzt an der oben liegenden Verstellung sechs Klicks nach unten. Die richtige Richtung ist auf dem Verstellrädchen markiert. Dort findet sich auch eine Angabe, wie viele Zentimeter ein Klick auf 100 Meter ausmacht. Bei europäischen Produkten bedeutet ein Klick in der Regel einen Zentimeter auf 100 Meter.
An dem seitlichen Drehring stellt man drei Zentimeter nach links. Beim nächsten Schuss wird die Treffpunktlage schon deutlich wunschgemäßer ausfallen, wenn keine technischen Defekte an Waffe, Optik oder Montage vorliegen und die Schussleistung von Waffe und Schütze stimmen. Falls nicht, ist weiter zu justieren, bis das gewünschte Trefferbild erzielt wird. Abschließend sollt eine Gruppe von mindestens drei Schuss geschossen werden, um das Ergebnis zu überprüfen.
Bei einer hochwertigen Zielfernrohrmontage für eine großkalibrige Waffe kosten schon die Montageteile mehrere hundert Euro (momentan liegen die Preise zwischen 400 und 500 Euro), der Arbeitslohn für den Büchsenmacher kommt in vielen Fällen noch hinzu. Der Arbeitsaufwand kann bei unterschiedlichen Montagetypen sehr unterschiedlich ausfallen: Während moderne einteilige Zielfernrohrmontagen innerhalb kurzer Zeit angebracht werden können, erfordern traditionelle Montagen wie die Suhler Einhakmontage ein hohes Maß an präziser Handarbeit durch einen qualifizierten Büchsenmacher. Es ist nicht ratsam, an der Montage zu sparen, deren Einfluss auf die Präzision und damit auf Sicherheit und Jagderfolg bedeutend größer ist, als viele Jäger vermuten.
Ein Zielfernrohr wird so auf einer Schusswaffe montiert, dass die optische Achse weitgehend parallel zu der Laufseele verläuft. Das Absehen des Zielfernrohrs zeigt also in die Richtung, in die der Lauf zielt. Um Absehen und Treffpunkt des Geschosses in genaue Übereinstimmung zu bringen, ist das Absehen mit Hilfe der Absehenverstellung in Höhen- und Seitenabweichung justierbar.
Während die optische Achse eine Gerade ist, verläuft die Flugbahn des Geschosses gekrümmt. Deshalb trifft eine mit Zielfernrohr ausgestattete Waffe nur auf eine bestimmte Entfernung – an einem Punkt der Flugbahn – exakt das Ziel. Das nennt man "Fleck schießen". In einem weiteren Entfernungsbereich liefert die Waffe eine für jagdlich Zwecke hinreichende Präzision.