„Das Gerät soll als Dual-Use-Gerät verwendbar sein durch ein anschraubbares Monokular. Dieses hat eine Vergrößerung von 5x, was unsinnigerweise über der vom Hersteller selbst in der Gebrauchsanleitung empfohlenen höchsten Vergrößerung (4x) bei der Verwendung als Vorsatzgerät auf einem Zielfernrohr liegt... warum der Hersteller eine so hohe Vergrößerung gewählt hat ist mir absolut schleierhaft. Das Bild ist dadurch grobkörnig, das Sichtfeld sehr klein und der Bildschirm ist gar nicht vollständig sichtbar, was dazu führt, dass man die unten eingeblendeten Informationen zu Batteriestand und anderen wichtigen Dingen überhaupt nicht sieht!
Die angepriesene gute Leistung bei Nebel, Kälte und Schnee kann ich überhaupt nicht bestätigen, habe dies in den letzten paar Wochen mehrfach getestet. Das Gerät ist nur auf kurze Distanz noch verwendbar (dabei stört dann die hohe Vergrößerung des Monokulars), dabei muss alle paar Sekunden kalibriert werden, damit man überhaupt noch etwas erkennt. Insbesondere Niederschlag, Nieselregen, Nebel lassen die Verwendung des Geräts schnell sinnlos erscheinen. Rehe auf höchstens 100 m waren bei Nebel so gerade noch als unförmige Flecken zu erkennen, dass es Rehe waren wusste ich nur, da ich sie kurz vorher mit dem Fernglas entdeckt hatte... Alle Hinweise des Herstellers zur Einstellung des Geräts, Betriebsmodi, Kalibrierung und zur Verwendung bei schlechten Wetterbedingungen habe ich dabei natürlich beachtet und ausprobiert.
Fazit für die Verwendung als Beobachtungsgerät: nur eingeschränkt sinnvoll.
Als Vorsatzgerät auf dem Schießstand getestet, mit einem zusätzlich gekauften Rusan-Adapter (ca. 180 €), macht das Gerät eine gute Figur, wobei man die senkrechte Ausrichtung des Geräts zum Zielfernrohr genau beachten sollte, was nicht ganz einfach ist, da es keine gute Referenz gibt (nur eine kleiner Punkt auf dem Gehäuse zeigt die Mitte an). Schon bei ca. 15 Grad Abweichung von der Senkrechten wandert die Treffpunktlage deutlich. Die in der Bedienungsanleitung beschriebene Einstellung bzw. Überprüfung der Treffpunktlage konnte ich nicht nachvollziehen. Die Möglichkeit, ein einfaches Kreuz in den Bildschirm einzublenden, das man mit dem Absehen des Zielfernrohrs hätte abgleichen können, hätte hier sehr geholfen, so etwas findet sich aber nicht in den Einstellungen. Insgesamt scheint die Treffpunktlage bei senkrechter Ausrichtung des Geräts sehr gut zu sein.
Achtung: ich empfehle die Batterie beim Transport immer herauszunehmen! Als ich das Gerät in der zugehörigen Tragetasche nach dem Kauf in der Filiale zu Hause angekommen in die Hand nahm, war es richtig heiß! Anscheinend hatte der Verkäufer nach dem Testen das Gerät nicht richtig ausgeschaltet oder es hatte sich durch Druck auf den blauen Knopf in der Tasche von selbst eingeschaltet... in jedem Fall war es richtig heiß gelaufen! Mir ist das danach ein paar Mal passiert, sodass ich jetzt die Batterie immer heraus nehme. Sowohl die Funktion zum Auschalten an sich (im Menü) als auch der Knopf scheinen mir diesbezüglich nicht gut konstruiert zu sein.
Insgesamt ist meine Erfahrung also durchwachsen und ich bin etwas enttäuscht von dem Gerät. Bei schlechtem und kaltem Wetter (nicht ganz selten bei der Jagd...) ist die Nutzung stark eingeschränkt. Der erhoffte Nutzen als Dual-Use-Gerät ist eher gering, da das Monokular falsch dimensioniert ist und allgemein das Wechseln zwischen Beobachtung und Verwendung als Vorsatzgerät in der Realität beim Ansitz eher nicht gelingt (Zeitfaktor und senkrechtes Aufsetzen im Dunkeln). Man braucht also eigentlich beides, ein Beobachtungs- und ein Vorsatzgerät. Das Preisniveau bei dieser Technik ist allgemein sehr hoch, aber anscheinend sind die doppelt so teuren Geräte auch deutlich besser, vor allem bei schlechtem Wetter und Kälte (hatte mal ein Accolade in der Hand). Es bleibt zu hoffen, dass das Preisniveau in den kommenden Jahren noch etwas sinkt. “