Ja, das leidige Thema der Wildunfälle im Zenit der Brut- und Setzzeit.

Unfälle können leider immer und jedem passieren, nur ist es das mindeste, dass man jemanden davon in Kenntnis setzt. Leider bei unserem Fall nicht so gewesen, uns riefen die Anwohner zu einer verunfallten Ricke. 

Es war ein sonniger Montagmorgen, als das Telefon klingelte und mein Jagdkamerad am anderen Ende mir mitteilte, dass er angerufen wurde und eine verunfallte, tote Ricke geborgen hat. Spinne voll und angezogen. Der Ort war schnell geklärt und ich machte mich auf den Weg und beschloss, die angrenzende Pferdekoppel mit ca. 1ha als wahrscheinlichsten Ablageort abzusuchen. Die Anwohner, deren Interesse ich inzwischen auf mich gezogen hatte, erzählten mir, dass sie die Ricke mit einem Kitz die letzten Tage immer beobachtet haben und nannten mir auch den groben Einstand. Die Liegestelle war jedoch leider verlassen, aber sehr deutlich im hohen Gras erkennbar. 

Nach ca. 2,5h systematischen Ablaufens der Wiese mit dem hüfthohen Gras, saß abgeduckt ein Kitz in seiner Kuhle. Erfreulicherweise und überraschend vital sprang es hastig los und tat sich in einer anderen Ecke der Wiese nieder. Zügig rief ich einen Mitjäger an und bat ihn, mir bei der Bergung zur Seite zu stehen. Wir gingen gemeinsam auf das Kitz zu und erneut war es rasch unterwegs, diesmal aber konnte es sich durch das hohe Gras sehr gut vor uns verstecken und, wie wir im Nachgang erkennen konnten, umschlug es uns und legte sich am urspünglichen Fundort wieder ab. 

Es verging einer weitere halbe Stunde, bis es beim absuchen erneut vor mir lag, diesmal war unsere Taktik eine andere. 
Ich bat meinen Mitjäger, frontal mit einem leichten Netz auf mich zu zu kommen und im Entscheidenden Moment, das Netz in meine Richtung zu werfen. Dieser Plan ging auf und ohne große Mühe und Blessuren konnte das starke Bockkitz gesichert werden. Schwupps eine Decke über das Haupt und es war sofort Ruhe eingekehrt. 

Nach dem erfolgreichen Abend setzten wir uns mit der Leitstelle des örtlichen Tiernotdienstes in Verbindung und übergaben das Kitz noch am selben Abend in eine anerkannte Pflegestelle mit dem Ziel, es wieder auszuwildern.

Trotz des Verlustes der Mutter hat dieser Bock die Chance, sein Leben auf dieser Erde zu genießen und wird, hoffentlich, auch bald wieder durch unsere Flure ziehen. 

Das Bockkitz nach der Rettung in der Pflegestelle angekommen

In der Pflegestelle auch gleich Anschluss gefunden.