Der Bock im Klee
Es ist der 19. Mai 2018 2.50 Uhr. Ich starte den Motor meines beladenen Pick Ups, tippe ins Navi die Ortschaft Hinrichshagen ein und die 564km Fahrt geht endlich los. Die Vorfreude steigt... Ob ich in diesem Urlaub endlich mein erstes Stück Wild strecken kann? Wer weiß....
8.30 Uhr waren wir endlich am Ziel.. direkt ging es eine schnelle Runde durchs Revier, in dem wir zum Jagdurlaub mit Familie und anderen Jagdfreunden und deren Familien eingeladen waren. Schon nach wenigen Minuten war ich völlig überrascht von dem Artenreichtum, der um kurz vor 9 noch im Revier unterwegs war.. Rehwild, Dachse und und und.. ,,Wahnsinn", dachte ich mir. 12 Uhr mittags konnte ich es nicht mehr aushalten und ich musste mich schon mal für 2 Stunden an einen kleinen Teich setzen. Die Hitze war fast unerträglich. Leider kein Anblick gehabt. Und ich dachte schon, so wie in den letzten 7 Monaten geht es weiter… viel Anblick und kein Stück wild erlegen können. Unsicherheit, Entfernung, fehlende Freigabe, Zittern wegen der Kälte, Poltern durch Unachtsamkeit. Immer kam etwas dazwischen. Meine Motivation war aber trotzdem immer größer geworden..
Am Abend ging es wieder auf den Ansitz. Hochgelegen auf einer Wiese und direkt die Dickung voraus.. Das waren schon mal gute Zeichen.. Um 21.05 Uhr sah ich auf einmal einen schokobraunen Bock mit 15cm über Lauscher auf. Schnell ein Foto geschossen, in die Jagdgruppe gestellt um abzuklären ob dieser Bock passend ist.. Vorgabe war wenn möglich schwache alte Böcke zu erlegen. Also lief dieser erstmal weiter, äste direkt vor der Kanzel und ich war nur am Staunen über diesen riesigen Bock. Super Anblick.. ich war happy!
Am nächsten Tag ging es an eine kleine Kirrung wo sich viele Dachse und Waschbären rumtreiben sollen. Ein junger Gabler kam mir in den Anblick, lief unter der Kanzel her und verschwand irgendwann in der Hecke.. Tagsüber wird etwas geschlafen, Kirrungen bestückt, Kanzeln gebaut oder einfach mal etwas entspannt. Am Abend ging es zur Kanzel ,,Neue Brücke“. Dort hatte ich einen Dachs und einen Fuchs vor, die aber so zügig unterwegs waren, sodass ein Schuss nicht möglich war. Anhalten ließen sie sich leider auch nicht. Naja egal dachte ich mir, Hauptsache wieder Anblick gehabt. So ging es dann abends auch zurück zur Jagdstube, wo alle ihre Erlebnisse von den Abendansitzen erzählten. Schnell was essen und ab ins Bett. 4 Uhr geht die Sonne auf, da will ich schon längst sitzen. Morgen früh sollte es an eine Kanzel gehen, die rundherum einen geteilten Wildacker hat. Hälfte alter Mais und die andere Hälfte frischer hoher Klee..
Früh am nächsten Morgen ging es dann zur Kanzel. Beim Angehen stand das Rehwild schon im Klee. Bekam mich aber nicht mit. Ein Glück dachte ich mir. Auf dem Ansitz habe ich bestimmt 30 Stück Rehwild gesehen. Ein roter junger Sechser ließ sich direkt neben der Kanzel blicken und ich konnte ein schönes Foto schießen. Wahnsinn. Erstmal war nichts passendes dabei.. Um den Wildacker war ein 150m langer und 4m tiefer Graben wegen der Feldbewirtschaftung. Dieser verschluckte Rehwild innerhalb von Sekunden. Genau tauchte neues Rehwild einfach so auf. Da muss doch Magie hinter stecken, dachte ich hier und schmunzelte vor mich hin…. Heute kam meine Schwester ohne Jagderfahrung auch in Mecklenburg-Vorpommern an und sie sollte mich morgen früh begleiten. Heute Abend war aufgrund von Feierlichkeiten Jagdpause.
Morgens ging es wieder um 3.15 Uhr zur Kanzel. Plötzlich, noch auf dem Fußmarsch tickte mich meine Schwester an und zeigte auf das weitgehende Feld. , Was ist das für ein schwarzer Klumpen da?“ Ich blickte rüber und konnte meinen Augen nicht trauen. Eine dicke Sau von ca. 100kg Lebendgewicht auf ca. 350m. Somit erblickte ich mein erstes Stück Schwarzwild bei der Jagd. Sollte meine Schwester sich als Glücksbringer heraus stellen? Angekommen stand wieder reichlich Rehwild im Klee. Meine Schwester hellauf begeistert und ich schon etwas müde in den Knochen durch den wenigen Schlaf. Sie schaute die ganze Zeit nur mit dem Fernglas umher, bis ich ihr riet, das Glas einfach mal weg zulegen und einfach den wundervollen Sonnenaufgang zu genießen. Der Nebelschwaden zogen über den Klee und das Rehwild äste friedlich. Plötzlich tauchte um 6.07 Uhr ein ungerader Sechser aus dem Graben auf. Und mein erster Gedanke: Wow, dieser Bock ist es! Dieser Bock wäre der perfekte Erste. Jedoch schon stark im Gehörn.. Der Bock wollte sich aber 2 Stunden lang nur wenig zeigen. Nur das Haupt konnte man im hohen Gras erkennen. Dann zog der Bock in einem großen Bogen auf 160m um die Kanzel und meine Nerven wurden immer mehr strapaziert. Doch der Bock zog dann noch in meine Richtung. Schnell ein paar Fotos machen. Der Bock dreht sich um und läuft die Strecke, die er gekommen war, im Schnecken tempo wieder zurück.. Zu späterer Zeit abgebaumt und ab zum Jagdherrn um ihm diesen Bock zu zeigen. Für das erste Stück Wild sollte eigentlich ein Spießer den Anfang machen. Jedoch bemerkte der Jagdherr wie sehr mir der Bock es angetan hat und gab ihn mir frei. Ich war überglücklich.
Am Abend musste es natürlich wieder zu der Kanzel gehen um ,,meinen“ Bock zu erlegen.. Meine Schwester wieder mit dabei. Sie war mit mir im Jagdfieber und wünschte mir sehr, dass ich mir den Traum erfüllen kann. Der Bock zeigte sich nur ganz kurz und der Ansitz verlief ruhig.
Somit musste es morgens wieder losgehen.. Mittlerweile mit heftigen Augenringen aber hoch motiviert! Und BÄM, da stand der wieder am Graben an genau der gleichen Stelle wie gestern Morgen. 2,5 Stunden lief er hin und her , äste, legte sich hin, schaute den Ricken beim Äsen zu und dann machte er sie wieder in die Richtung auf, wie er gestern schon den Bogen geschlagen ist. Ich hoffte, dass er diesmal näher kommt… damit ich bei meinem ersten Schuss auf den Bock sicher treffen und den Bock waidgerecht strecken kann. Lange Minuten vergingen und ich wurde immer nervöser.. Meine Schwester versuchte mich zu beruhigen. Auf einmal verschwand der Bock im Graben und ich dachte mir schon, na toll er ist weg.. 3 Minuten später stand er jedoch 50 m neben er Kanzel. Mein Herz pochte wie wild. Er kam näher und äugte zu zwei jüngeren Böcken die sich schon auf dem Weg zu ihm machen. ,, Hoffentlich vertreiben sie ihn nicht“, dachte ich mir. Dann stand er auf 35m vor mir im Klee, leider war das Klee zu hoch und ich konnte keinen sicheren Schuss gewährleisten. Er schritt eine Meter hervor , wo kein Klee gewachsen war und ich dachte nur ,, wenn nicht jetzt , dann kriegst du ihn gar nicht mehr. Im gleichen Moment knallte es, ich repetierte durch und sah den Bock durch die Optik im Knall zusammenbrechen. Was ein unbeschreibliches Gefühl.. Jedoch überkam mich die Angst das der Bock wieder aufsteht.. Nach 4 Minuten hielten wir es nicht mehr aus und ich musste zu meinem Bock. Er lag friedlich im Gras und ich war überglücklich. Endlich das erste Stück wild gestreckt.
Der Moment war perfekt. Das Erlebnis war einmalig.. Schnell den Bock verbrochen und ab zum Haus um den anderen meinen Bock zu zeigen. Die Freude aller war groß und die stimmung super. Abends wurde ich zum Jäger geschlagen. Diesen Tag werde ich nie vergessen..
Im restlichen Urlaub konnte ich noch jede Menge Rehwild, mein erstes freilebendes Rotwild, Dachse und Füchse sehen. Meinen ersten Hochsitz aufgebaut und ich konnte zudem noch drei Waschbären erlegen. Vielen Dank an den Jagdherrn für diesen einzigartigen Urlaub!
Waidmanns Heil!

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