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Jagderlebnis: Ein frostiger Start

Ein frostiger Start

von Manuel S. aus Lichtenau

22. April 2024, das Thermometer des Autos zeigt 2°C an, die Scheiben sind mit einer soliden Schicht Eis bedeckt. Der erste Einsatz im neuen Jahr beginnt frostig kalt und stellt die Kleidung des kleinen Teams von 2 Mann unter Probe.


Die Hände an der Fernbedienung der Drohne schmerzen bereits vor Kälte, doch die Felder Grünroggen wollen abgeerntet werden. Es ist der Beginn unseres 4 Einsatzjahres und wir stehen zu zweit auf einem vereisten Feldweg. Beide sind seit der ersten Stunde als Piloten aktiv. Im letzten Jahr gelang es unserer Gruppe, zusammen mit vielen Helfern und Piloten, 490 Rehkitze und viele weitere Tiere und Gelege vor dem Mähtod zu retten. 


Auch wenn die geringen Bodentemperaturen normal für gute Bedingungen sorgen, erhellte der überfrorene Reif das Bild der Wärmebildkamera. An diesem Morgen scheint der Mond in voller Pracht blutrot am Horizont, als zu unserer Überraschung zwei helle Punkte auf dem Bildschirm erscheinen. Im Grünroggen wurden wir bisher nur selten fündig.
Handschuhe, Hosen und Stiefel boten keinen Schutz vor der Eiseskälte, die mit der Feuchtigkeit augenblicklich in die Glieder kroch. Keine zwei Meter im Feld, durchnässten unsere Kleidung bis zur Unterwäsche. Am Ziel angekommen, fanden wir zwei Rehkitze vor, etwa 4 Meter voneinander entfernt und höchstens 1 bis 2 Tage alt. Uns beschlichen Zweifel darüber, ob sie die Kälte überstehen würden. Wie in den letzten Jahren bereits hundertfach erprobt, legten wir die kleinen Geschöpfe in den mit Gras ausgelegten Karton und begaben uns auf den Weg zum nächsten geeigneten Baum, als der Landwirt uns anrief: Das Mähwerk ist beschädigt.
Mit einem äußerst unguten Gefühl legten wir die beiden frisch gesetzten Kitze an eine nahe Stelle zurück und bedeckten sie mit Halmen. Ob sie es überleben würden?


Bereits zwei Tage später begann der nächste Einsatz, denn das Mähwerk ist wieder intakt. Mit großer Spannung flogen wir das Feld ab und zu unserer großen Freude, fanden wir zwei helle Punkte. Beide Kitze waren wohlauf, munter und konnten in eine nahe gelegene Wiese ausgesetzt werden. Zu ihnen gesellte sich noch ein Junghase, der in seiner Sasse regungslos auf seine Rettung harrte. 


Die Temperaturen stiegen zwischenzeitlich auch nachts wieder über den Gefrierpunkt und das ganze Team freut sich auf die kommende Saison. In den vergangenen Tagen konnten wir bereits 5 Rehkitze, 3 Hasen und ein Gelege vor dem Mähwerk bewahren. Unser Ziel: die 500 voll machen.