Jungjägerin‘s erstes Stück
Nach einer langen Phase des Lernens konnte ich endlich meinen Jagdschein in den Händen halten.
Glücklich und voller Euphorie machte ich mich ein paar Tage später auf meinen ersten Ansitz. Mit einer Freundin im Gepäck und der Steyr mannlicher ihres Vaters ging es einen langen Wall entlang, bis wir endlich am Hochsitz angelangt waren. Wir bestiegen die Kanzel und ich richtete mich ein. Einige Zeit später betrat ein ungerader Sechser die Bühne. Er zog langsam aus dem Wald auf die Freifläche und äste genüsslich am Waldrand. Ich beobachtete ihn eine ganze Weile und spürte, wie mein Herz immer schneller pochte. Nach gründlichem ansprechen machte ich mich fertig und hatte den Bock im Glas. Doch irgendwas passte an diesem Abend nicht. Ich entschied mich dazu die Waffe wegzustellen und den Bock noch einige Zeit zu beobachten. Mit Einbruch der Dunkelheit baumten wir ab und machten uns auf den Weg zum Auto.
Am nächsten Tag machte ich mich erneut auf den Weg zum gleichen Hochsitz, dieses Mal jedoch alleine. Das Wetter war eher mäßig. Es stürmte und zwischen den Regenschauern lies sich ab und an für einige Minuten mal die Sonne blicken. Sonderlich euphorisch war ich an diesem Abend nicht, doch probieren wollte ich es auf jeden Fall nochmal.
Als ich am Sitz angekommen war, glaste ich schon einmal vom Hügel aus die Freiflächen ab. An diesem Abend war nichts zu sehen. Ich bestieg die Kanzel und richtete mich erneut ein. Der Wind pfiff durch die Luken und meine Motivation hielt sich in Grenzen. Plötzlich hörte es auf zu regnen, Sonnenstrahlen kämpften sich durch die dicke Wolkendecke. Ich glaste die Waldkanten ab und konnte ein Stück Rehwild ausmachen. Jedoch auf viel zu weiter Distanz. Ich wartete einige Minuten ab. Es begann erneut zu regnen. Das Rehwild zog in den Wald hinein. Ich legte mein Fernglas weg und fixierte mit den bloßen Augen den Punkt, an dem das Rehwild in den Wald zog. Plötzlich war wieder Bewegung. Ich schnappte mein Fernglas und beobachtete das Stück eine Weile. Der Regen lies nach. Erneut kämpften sich Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke, der Wind pfiff immer noch. Langsam zog das Stück auf die Freifläche und ich konnte es als den ungeraden Sechser vom Vortag ansprechen.
Genüsslich Äste er wieder an der Waldkante, löste sich dann ab und zog deutlich weiter auf die Freifläche. Ich setze meinen Gehörschutz auf, nahm die Steyr mannlicher und machte mich fertig.
Der Bock stand nun auf nicht mal 100m breit und ich hatte ihn sauber im Glas.
Mein Herz pochte, meine Beine zitterten, ich entsicherte die Waffe, stach ein, atmete noch einmal tief durch und lies die .222 remington fliegen. Der Bock lag im Knall.
Unmittelbar nach der Schussabgabe flossen mir Tränen über die Wangen. Tränen von Freude und Erleichterung. Wie verhext lies der Wind nach, der Regen verschwand und es ereignete sich ein traumhafter Sonnenuntergang am Horizont.
Ich machte mich auf den Weg zum Stück. War sichtlich aufgeregt und gespannt, wie ich wohl abgekommen sei. Dort angekommen dann die Erleichterung - ein sauberer Blattschuss.
Nun kniete ich mich zum Stück nieder und erwies ihm die letzte Ehre.

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