Ein kleines Leben – ein großer Moment
Es war früh am Morgen, der Tau lag noch auf den Wiesen, als wir uns auf den Weg machten, um mit der Drohne nach Rehkitzen zu suchen. Ich war zum ersten Mal bei einer Kitzrettung dabei – neugierig, ein bisschen aufgeregt, aber vor allem voller Hoffnung, helfen zu können.
Plötzlich rief jemand: „Da ist eins!“ Mein Herz klopfte schneller. Das Kitz lag zusammengerollt im hohen Gras, völlig ruhig, nichtsahnend, dass in wenigen Stunden ein Mähwerk über die Wiese gefahren wäre. Vorsichtig, fast ehrfürchtig, nahm ich es mit beiden Händen hoch. Es zitterte ein wenig – ich auch.
Diesen Moment vergesse ich nie: der Blick des kleinen Wesens, das warme Fell, das Vertrauen, das es uns schenkte, ohne zu wissen, was wir gerade für es getan hatten. Wir brachten es in eine schützende Kiste am Waldrand, fern von der Gefahr. Ich spürte eine Mischung aus Stolz, Dankbarkeit und Demut.
Es war „nur“ ein Tier – und doch bedeutete dieser Moment so viel. Für das Kitz war es vielleicht der Anfang eines langen Lebens. Für mich war es einer der berührendsten Augenblicke, die ich je erlebt habe.
