Premiere mit lebensverändernden Folgen
Mein allererstes Jagderlebnis hat direkt mein komplettes Leben geändert. Und das des Schützen ebenfalls.
Ich war über Karneval in Urlaub bei Freunden am Meer und dort zum ersten mal spontan auf dem Schießstand. Ich befasste mich dort auch zum ersten mal näher mit der Jagd und beschloss, an dem Thema dranzubleiben und den Jagdschein zuhause zu machen. Als Frau vielleicht immer noch als Exotin, sprach ich zurück daheim Freunde an, ob sie nicht einen Jäger kennen, der mir schon etwas mehr Praxis beibringen kann und möchte, bevor ich mich zu einer Prüfung anmelde. Sie kannten da jemanden und ich nahm an, dass dieser sich vielleicht mal in ein paar Wochen meldet.
Tags drauf klingelte mein Handy und besagter Jäger war dran. Nach 3 stündigem Telefonat einigten wir uns darauf, dass er mir abends in der Dämmerung in seinem Revier das Wild zeigen und etwas dazu erzählen möchte. Er sagte, ich solle mir nicht allzu große Hoffnung auf Schwarzwild machen, da es geschneit und im Anschluss sehr gefroren hat und wir eher Rehwild beobachten könnten. Auch brauchte ich mich nicht so dick anziehen, die Tiere könne man auch aus dem Auto heraus beobachten.
So trafen wir zwei Fremden uns und zogen los. Er erklärte mir die Wechsel und das Verhalten des Rehwildes im Winter. Auf einem Hügel angekommen, ließ er mich durch das Fernglas weit runter über die Wiesen ins Tal schauen. Ich sollte ihm erklären, was ich sehe. Ich fragte ihn, warum die Leute bei dem Frost und Schnee ihre Schafe draußen lassen. Er schaute mich nur mit großen Augen an und fragte entsetzt zurück: "Wie Schafe? Hier stehen nie Schafe! Lass mich mal gucken!" Er blickte durch das Fernglas, sagte nur kurz und knapp: "Aussteigen, Jacke an, leise sein - wir pirschen!" Ich hatte keine Herde schwarzer Schafe auf den hinteren Wiesen im Schnee ausgemacht, sondern eine große Rotte Sauen. So pirschten wir los, das ganze Tal hinab. Leise über den Schnee, von Baum zu Baum, über zwei Zäune und durch einen Bach. Ich in Halbschuhen und Jeans, er in voller Montur. Ca. 150 Meter vor der Rotte ließ er mich an einem Baum zurück. Es sei zu gefährlich für mich, mit näher dran zu gehen. Er ging noch gut 50 Meter. Es fiel der Schuss. Ich sah die Schweine fliehen, eins blieb liegen. Wir bargen die 60 kg schwere Bache mit einem Bergegurt und versorgten sie gemeinsam am Jagdhaus.
Mein erster Abend draußen im Wald, mein erstes Aufbrechen und das erste Stück Schwarzwild von nahem. An dem Abend und unter diesen Umständen lernte ich somit meinen jetzigen Lebensgefährten kennen. Dass das so kommt, hätte ich nicht gedacht.
Die Passion Jagd hat uns zusammengebracht. Seither sind wir unzertrennlich und jedes Wochenende gemeinsam auf der Pirsch oder Ansitz. Oder mal im Wildpark, wo er mir mir an den zahmen Tieren noch mehr erklärt, z.B. Altersstufen der Sauen. Das seit fast einem Jahr.
Die Sache mit den Schafen wurde allerdings auch im Bekanntenkreis zum Running Gag, da mir das peinlicherweise tatsächlich noch ein zweites mal passiert ist mit dem Fernglas in der Dämmerung. Er sagt nun, er freut sich immer, wenn ich unterwegs frage: "Stehen da Schafe?!"
Auf dass noch viele tolle gemeinsame Jahre und die nächste Generation an Jägern folgen wird!

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