Schlaflos in Ganderkesee
3:00 Uhr
Das melodische Dudeln vom Handy signalisiert mir, dass es wieder soweit ist: Aufstehen zur Kitzrettung! Seit nunmehr fünf Wochen nahezu täglich ziehen wir mit 3-5 Jägern, Landwirt/innen und Helfer/innen los, um den Nachwuchs unseres Rehwildes vor dem Mähtod zu bewahren. Vollständig finanziert aus der Förderung und Spenden hebt die Drohne der Jagdgenossenschaft Rethorn-Nutzhorn denn auch um Punkt 4 Uhr im Schein unserer Kopflampen surrend ab in den dämmrigen Himmel. Es ist kühl und das etwa hüfthohe Gras ist nass. Allein der morgendliche Anblick mit dem späteren Sonnenaufgang ist es wert. Murmelnd stehen wir zusammen in der Dunkelheit und lassen die Erfolge vom Vortag nochmals Revue passieren. Ich schaue gespannt auf den Bildschirm der Steuerung, die anderen beobachten während des Gesprächs den großen Bildschirm auf der Ladefläche des Pickups. Mittlerweile sind es knapp 60 Kitze, die wir "festsetzen" und somit retten konnten. "Da!" ruft denn auch Jörg. Es ist erst 4:03 Uhr. Ich pausiere den Flug, steuere manuel zum hellen Fleck rechts oben in dem grauen Bildschirm. Von 60 m sinke ich langsam runter. 40 m, 25m, 12m, langsam. Noch 4, 3, 2. Stopp. Ein Hase ist es jedenfalls nicht. Die Signatur des Wärmebilds zeigt etwas diffus eine ovale Form. Rechts daneben eine schwächere Abzeichnung. Ein Liegeplatz? "Da sind Flecken", sagt Stephan und deutet mit dem Finger auf den Bildschirm. Plötzlich Hektik. Alle wissen, was zu tun ist. Ich lasse die Drohne wieder steigen, die anderen holen zwei Körbe und die Stangen von der Ladefläche. "Check", die Funkgeräte sind an, laut und deutlich höre ich es durch den Knopf im Ohr. Nach wenigen Minuten erscheinen die zwei Helfer als helle Punkte gut erkennbar links unten im Bild. "Ihr lauft genau drauf zu, noch 15 Meter" dirigiere ich. "Noch 10. Weiter rechts. 5, 2 Meter. STOP!" Direkt vor euch. Die mit mir zurückgeblieben beobachten gespannt und nun still das Geschehen auf dem Bildschirm. Kescher, Korb, in Position und: Drüber den Korb. "Gesichert!" höre ich denn auch kurz darauf die Bestätigung. Wieder eins mehr. Als die Helfer zurückkommen, können sie sich ein Lächeln nicht verkneifen. "Der Bursche hat mich im letzten Moment gesehen und wollte gerade aufstehen", sagt der eine. Nass, aber sichtlich froh, dass er nicht weiter durch das nasse Feld joggen musste.
Nachmittags erhalte ich dann ein Video in der Gruppe, auf dem zu sehen ist, wie der Landwirt nach der Mahd den Korb wieder hoch nimmt und das festgesetzte Kitz zu sehen ist. Sichtlich irritiert aber hochmotiviert macht es hoch und stakst schnell davon. Und da war es wieder: das Gefühl. Das Gefühl, dass es Sinn macht, morgens so früh aufzustehen.

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