Wärmebild vs. Nachtsichtgerät
Unser Ratgeber zur Wärmebild- und Nachtsichttechnik für die Jagd gibt Ihnen Einblicke in die Funktionsweise, Vor- und Nachteile und jagdliche Einsatzgebiete von Wärmebildkameras und Nachtsichtgeräten. Wir zeigen Ihnen Unterschiede zwischen Wärmebild- und Nachtsichttechnik auf und geben Hilfe bei der Entscheidung, ob eine Wärmebildkamera oder ein Nachtsichtgerät besser ist. Mit unserem Überblick zur Wärmebild- und Nachtsichttechnik möchten wir Ihnen als Jäger eine Kaufempfehlung geben.
Wärmebild- und Nachtsichttechnik
Wärmebildtechnik
Nachtsichttechnik
Wärmebild- und Nachtsichttechnik
Funktionsweise von Wärmebildtechnik
- Menschen nehmen sichtbare Strahlungen in Form von Licht wahr. Daneben gibt es für Menschen unsichtbare Strahlungen in einem anderen Wellenlängenbereich.
- Jeder Wildkörper strahlt Energie (Wärme) in Form von Lichtquellen aus. Wärmebildkameras machen sich dabei die für das menschliche Auge unsichtbare Infrarotstrahlung zunutze.
- Wärmebildgeräte besitzen einen Sensor für Infrarotstrahlung, durch welchen die thermische Strahlung von Körpern, aber auch Gegenständen, in ein Bild umgewandelt wird.
- Dieses erzeugte Bild gibt die korrekten Konturen, jedoch nicht die Originalfarben des Körpers/Gegenstands wieder.
- Dabei gilt: Je größer die Temperaturunterschiede sind und je wärmer ein Körper ist, desto besser wird er erfasst und sichtbar gemacht.
- Wärmebildkameras benötigen überhaupt kein Licht, um ein Bild zu erzeugen.
- Vereinfacht gesagt, kann man mit einer Wärmebildkamera nur die Temperaturen von dem visualisieren, was man auch als Bild auf einer normalen Digitalkamera sehen könnte.
- Mit Wärmebildkameras kann man weder durch feste Materie noch durch Glasscheiben hindurchsehen (da Infrarotstrahlung nicht hindurchgelassen wird)
Vor- und Nachteile Wärmebildtechnik
Vorteile Wärmebild
- Schnelles Auffinden von Wärmequellen (Wild)
- Einsatz sowohl bei Tag als auch bei Nacht
- Funktion ohne zusätzliche Lichtquelle im Infrarotbereich
- Weitestgehend witterungsunabhängig
- Keine Alterung hinsichtlich der Betriebsstunden
- Mehr Ruhe im Revier durch effektivere Jagd (Zeitersparnis)
- Wild wird nicht durch IR „geblendet“ (Jäger bleibt völlig unbemerkt)
- Geringeres Gewicht, höhere Reichweite
- Kein „Röhrenraten“ – Detektorqualität ist sichtbar
- Keine störende Reflektion im dichten Bewuchs
Nachteile Wärmebild
- Sehr hoher Energieverbrauch (durchschnittl. Akkulaufzeit bei 3–5 Stunden)
- Entfernungen lassen sich nur schwer abschätzen, da zweidimensionales Bild
- Kein Ansprechen von Geweihen/Gehörnen möglich
- Kein „Plug and Play“ bei Vorsatzgeräten (diese müssen eingeschossen werden)
- Durch Autoscheiben kann nicht hindurchgesehen werden
- Warme Umgebungstemperatur und hohe Luftfeuchtigkeit vermindern die Detailtiefe des Wärmebildes
- Gräser und Zweige können unter Umständen vor dem Wild nicht wahrgenommen werden
Leistungsmerkmale und Kaufempfehlungen Wärmebildtechnik
Um Wärmebildkameras beschreiben und klassifizieren zu können, gibt es entscheidende Leistungsmerkmale. Der losgelöste Vergleich von Kenngrößen ergibt keine Aussage über die Leistungsfähigkeit einer Wärmebildkamera. Wir möchten Ihnen mit der folgenden Übersicht einen Überblick über die einzelnen technischen Daten in Hinblick auf deren Ausagekraft für die jagdliche Praxis geben. Die gezeigten Bilder sollen Ihnen dabei helfen, die erklärten technischen Unterschiede besser verstehen zu können. Bei den Erläuterung handelt es sich um gekürzte sowie vereinfachte theoretische Grundlagen.
Detektorzellen (Pixel)
Ein Detektor mit einer Größe von 640x480 Pixel Auflösung hat 640 Bildpunkte in der Horizontalen und 480 Bildpunkte in der Vertikalen. Die entspricht einer Detektorenanzahl von 307.200 Bildpunkten, also 0,3 Megapixel. Dabei gilt je mehr Pixel, desto höher die Auflösung.
Als grobe Faustregel, um für Sie das optimale Gerät zu finden, gilt:
- Nahbereich bis 100 m mit einer geringen Detailschärfe sind 160x120 Pixel ausreichend
- Mittlere Distanzen bis 600 m mit guter Detailerkennung sind 320x240 Pixel empfehlenswert
- Höhere Distanzen bis 1200 m mit sehr guter Detailerkennung sind 640x480 Pixel empfehlenswert
Detektorzellengröße (Pixel-Pitch)
Detektorzellengröße in Mikrometer im Quadrat (µm). Detektoren mit 320x240 Pixel Auflösung haben meist 25 µm oder 17 µm. Bei Detektoren mit einer Auflösung von 640x480 Pixel ist 12 µm Stand der Technik.
Generell gilt: Je kleiner die Pitchzahl, desto schärfer und kontrastreicher ist das Bild. Hinsichtlich des digitalen Zooms ist eine kleinere Pitchzahl dahingehend von Vorteil, dass Details auch bei zunehmender Vergrößerung noch besser erkannt werden können.
Die Aussage „je kleiner der Pitch, desto schärfer ist das Bild“ stimmt prinzipiell zwar immer noch, aber: ein Pixel mit 12µm Größe kann weniger Informationen verarbeiten als eines mit 17µm. Sobald sich die Umweltbedingungen verschlechtern (Luftfeuchtigkeit, Dunst/Nebel, Regen), nimmt die Leistung der 12µm Sensoren deutlich ab! Sensoren mit 17µm Pitch sind hier „unempfindlicher“. Hinzu kommt, dass die Software in den Geräten sich ständig weiter verbessert, und somit die „Abbildungsleistung“ der 17µm Sensoren sich verbessert.
Detektorempfindlichkeit (mk)
Beschreibt eine Kennzahl zum Messen der Temperatursensibilität und ist die entscheidende Kennzahl zur Beurteilung der Leistungsfähigkeit eines Detektors. Die Maßeinheit wird in Millikelvin (mk) angegeben.
Grundsätzlich gilt: je kleiner diese Kennzahl, desto kontrastreicher ist das Bild und desto sauberer und klarer werden feinste Temperaturunterschiede dargestellt. Diese Werte werden auch oft als NETD (Noise Equivalent Temperature Difference) angegeben.
Bildwiederholungsfrequenz (Hz)
Die Bildwiederholungsfrequenz, oder kurz Bildfrequenz, gibt an, wie oft ein Bild pro Sekunde verarbeitet und aktualisiert dargestellt wird.
Grundsätzlich gilt: je höher die Hz-Zahl, desto wackelfreier ist das Bild bei bewegter Betrachtung.
Bei den meisten Wärmebildgeräten liegt diese bei 9 Hz, 25 Hz oder 50 Hz. Eine Bildfrequenz von 25 Hz ist bei der Jagd ein absolutes Minimum, um ein „flüssiges“ Bild bei bewegter Betrachtung zu erhalten. In der Praxis bedeutet das, dass wenn man bspw. mit einem 9-Hz-Wärmebildgerät eine Distanz von 300 m absucht, das Gerät ca. 5 – 8 Sekunden ruhig gehalten werden muss, damit die Wärmequelle gut dargestellt wird. Bei Geräten mit höherer Hz-Zahl passiert das dagegen schon in 1 – 2 Sekunden bzw. ganz ohne Zeitverzögerung.
Objektivdurchmesser (f-Nummer) und Sehfeld (FOV)
Die Blendenzahl gibt das Verhältnis der Brennweite (Linsenabstand zum Detektor) zum Durchmesser der wirksamen Eintrittspupille an. Je kleiner die f-Nummer, desto größer der Durchmesser der Objektivlinse, desto mehr Lichteinfall, desto kontrastreicher und schärfer das Bild. Das benötigte Sehfeld (FOV = Field of View) steht in unmittelbarem Verhältnis zur Linsengröße. Das Sehfeld der Wärmebildkamera entscheidet, wie groß der sichtbare Winkel beim Blick durch das Gerät ist. Wie in der Fotografie, bietet ein größeres Sichtfeld ein breiteres Bild, dafür werden Details weniger groß dargestellt. Angegeben wird der Bereich meist mit horizontalem und vertikalem Blickwinkel.
Für die jagdliche Praxis gilt folgende Faustregel:
Für Feldreviere eignen sich Wärmebildkameras mit einem kleineren Sehfeld, dadurch hat der Jäger zwar einen kleineren Blickwinkel, jedoch eine stärkere Vergrößerung eines kleinen Ausschnitts. Das ist gerade in Feldrevieren wichtig, wenn es darauf ankommt auf große Distanzen Wild ausmachen zu können. Ist man Pächter eines Waldreviers in welchem man ohnehin nur begrenzt weit sehen kann, macht ein größeres Sehfeld mehr Sinn. Wild wird in einem größeren Bereich erfasst, wenn auch etwas kleiner dargestellt. Ein größeres Sehfeld kann auch im Nahbereich auf 50 m oder bei der Nachsuche von Vorteil sein, da man die Umgebung viel schneller erfassen kann.
Detectortypen der Linsen
Im Wesentlichen werden zwei Detektorträgermaterialien unterschieden:
ASi
Steht für das Detektorträgermaterial Amorphes Silizium. Es verfügt über ein hohes Absorptionsvermögen von elektromagnetischen Wellen im optischen und nahinfraroten Spektralbereich. Es ist wirtschaftlicher in der Herstellung, hat jedoch Nachteile in der Bildqualität im Vergleich zu VOx-Detektoren.
VOx
Steht für das Detektorträgermaterial Vanadium Oxid und ist eine chemische Verbindung mit sehr guter elektrischer Leitfähigkeit. Es ist im Vergleich zu ASi-Detektoren die technisch bessere Variante, da kein Einbrennen (bei direkter Sonneneinstrahlung oder heißen Wärmequellen), weniger anfällig gegen Fehlpixel, sehr geringes Rauschverhalten, dadurch bessere Bildqualität, allgemein höhere Temperatursensibilität, geringerer Stromverbrauch, kürzeres Pixelansprechverhalten.
Farbmodus
Moderne Wildkameras ermöglichen verschiedene Arten der Darstellung von warmen und kalten Bereichen. In der Regel kann man zwischen folgenden Anzeige-Modi wählen:
Black-Hot
Warme Bereiche werden schwarz dargestellt, kältere in helleren Farbtönen bis hin zu weiß. Vorteil dieses Modus ist, dass die Konturen des Wildes verstärkt dargestellt werden. Daher eignet sich dieser Modus insbesondere für ein detailliertes Ansprechen des Wildes. Nachteil: Das viele helle Licht der kalten Flächen blendet das Auge des Jägers.
White-Hot
Hier werden die warmen Bereiche weiß dargestellt, kältere in Grau- bis Schwarztönen. Vorteil dieses Modus ist, dass Wild sehr schnell entdeckt werden kann. Zudem wird das Auge des Jägers weniger geblendet, da der meiste Teil des Bildausschnitts in dunklen Farben gehalten ist.
Red-Alert
Wärmequellen werden rot dargestellt, was ebenfalls ein besonders schnelles Erkennen von Wild ermöglicht. In der Regel haben Wärmebildgeräte die Möglichkeit, mehrere Abstufungen innerhalb dieser Rottöne vorzunehmen – das ist besonders an warmen Tagen interessant, wenn die Differenz zwischen Umgebungstemperatur und Wildkörper nicht so groß ist.
Optische und digitale Vergrößerung
Einige höherwertige Geräte bringen von Haus aus eine optische Vergrößerung mit und besitzen zusätzlich einen digitalen Zoom. Andere Wärmebildgeräte besitzen ausschließlich einen digitalen Zoom. Nachteil des digitalen Zooms ist, dass lediglich die Darstellung auf dem Display vergrößert wird und keine Information über das Objektiv aufgenommen wird. Dadurch erscheint das Bild nach der digitalen Vergrößerung verpixelter, also unschärfer. Bei der optischen Vergrößerung hingegen leidet die Bildqualität nicht unter der Vergrößerung. Ein digitaler 4-fach Zoom ist daher erst ab einer Auflösung von 640x480 Pixel sinnvoll.
Reichweite
Die Reichweite von Wärmebildgeräten ist nicht immer klar definiert. Zur eindeutigen Definition einer Entfernungsperformance werden die Johnson-Kriterien verwendet. Danach werden für die minimal notwendige Auflösung (Objekt Pixelabdeckung) die folgenden Werte angesetzt, damit der Betrachter bei einer 50-prozentigen Wahrscheinlichkeit das Objekt unterscheiden kann. Als Referenzobjekt gilt demnach eine Person mit 180 cm Höhe und 50 cm Breite.
Grundsätzlich werden drei „Entfernungen“ unterschieden:
Detektion: Objekt wird erkannt: 3 Pixel
Erkennung: Unterscheidung zwischen Rehwild und Schwarzwild: 8 Pixel
Identifikation: Unterscheidung Bache/Keiler: 15 Pixel
Mittels folgender Formel und Produkteigenschaften einer Wärmebildkamera lassen sich nun die einzelnen Entfernungen (unter optimalen Bedingungen) berechnen.
Rechenbeispiel: Wärmebildkamera Nightlux JSA IR-425 (25 mm Linse, 25 µm)
Formel: 1,8 : ((((Pitch x 100) : Objektivlinse) : 1000) x Anzahl Pixel) x 100
Detektion: 880 m
Erkennung: 330 m
Identifikation: 170 m
Wesentliche Produkteigenschaften zur Bestimmung der Entfernungsperformance von Wärmebildkameras sind Pitch und Linsengröße. Entscheidend für die beste Bildschärfe ist der kleinste Pitch.
Funktionsweise von Nachtsichttechnik
- Nachtsichtgeräte funktionieren nach dem Prinzip der Restlichtverstärkung.
- Wesentliche Bestandteile dieser Geräte sind: Elektronik, Objektiv, Okular und Photokathode.
- Nachtsichtgeräte sammeln Restlicht, bspw. Licht durch Stadtnähe, vom Mond und Sternen oder durch einen zusätzlich angebrachten Infrarotstrahler (weiterhin verboten).
- Licht besteht aus Photonen. Dieses Licht fällt in die Photokathodenröhre ein, wo es in Elektronen umgewandelt wird.
- Dabei werden die Elektronen mehrfach verdoppelt und verstärken sich durch elektronische und chemische Prozesse.
- Die verstärkten Elektronen stoßen sich dabei an der Phosphorfläche, wodurch diese in sichtbares Licht umgewandelt werden.
- Dieses umgewandelte Licht nimmt der Jäger grün getönt oder schwarz/weiß als Abbildung durch das Okular wahr.
- Nachtsichtgeräte können nur arbeiten, sofern Restlicht vorhanden ist. In völliger Dunkelheit (bspw. bei Neumond), benötigen diese Geräte die Unterstützung von künstlichen Lichtquellen.
Vor- und Nachteile Nachtsichttechnik
Vorteile Nachtsicht
- Sehr niedriger Energieverbrauch (durchschnittliche Batterie-Lebensdauer ca. 50 Stunden)
- Echtes, detailreiches Bild ohne Zeitverzögerung
- Erkennen von genauen Details (wie bei Tag) in Grüntönen bzw. schwarz/weiß
- Geweihe und Gehörne können angesprochen werden
- Kein Einschießen von Vorsatzgeräten notwendig (da Jäger nicht auf Display, sondern direkt durch Röhre/Linsen schaut – Kontrollschuss empfohlen)
Nachteile Nachtsicht
- Mühsames Auffinden von Wild, da Sicht ohne vollständige Farbpalette. Lediglich schwarz-weiß (ONYX) bzw. gelblich-grün
- Bauartbedingte Lebensdauer von mehreren 100 bis 1000 Stunden
- Witterungsabhängig (Nebel, starker Regen)
- Wenn kein Restlicht vorhanden, kann auch kein Licht umgewandelt/verstärkt werden
- „Röhrenraten“ – jede Röhre ist anders
- Einsatz nur bei Nacht
Leistungsmerkmale und Kaufempfehlungen Nachtsichttechnik
Nachtsichttechnik wird in Generationen eingeteilt, welche die Lichtstärkungsröhre und somit das wesentliche Leistungsmerkmal näher beschreiben. Die Lichtstärkungsröhre ist das Herz und die Seele eines jeden Gerätes.
Unterschiede der einzelnen Generationen:
- Generation 1: Lichtverstärkung ca. 1000 Mal
Es ist die weitverbreitetste Technik auf dem Markt. Diese Geräte erstellen bereits ein helles und gutes Bild zum kleinen Preis. Der Randbereich des Bildes ist in der Regel etwas unscharf, dies nennt man geometrische Einstellung. Charakteristisch für diese Geräte ist ein leiser Piepston beim Einschalten des Gerätes, beim Ausschalten ist es normal, dass das Gerät noch einige Minuten nachglüht. - Generation 2: Lichtverstärkung ca. 20.000 Mal
Diese Geräte kosten gut und gerne 500 – 1000 € mehr als diese der Generation 1. Bei Nachtsichtgeräten der Generation 2 ist eine Mikro-Kanal-Platte (MKP) verbaut. Die MKP besteht aus Millionen von kurzen, parallelen Glasröhren, die als zusätzliche Elektronen-Verstärkung wirken. Dadurch besitzen Nachtsichtgeräte der Generation 2 ein deutlich helleres, kontrastreicheres und schärferes Bild im Gegensatz zur Generation 1. Der Jäger kann Wild dadurch auf weitere Entfernungen um einiges detaillierter beobachten. - Generation 3: Lichtverstärkung ca. 30.000 – 50.000 Mal
Die Nachtsichtgeräte der Generation 3 sind zusätzlich mit dem empfindlichen chemischen Gallium Arcenid angereichert. Dadurch besitzen diese Geräte mit Abstand das hellste und schärfste Bild. Diese Technologie spiegelt sich auch im Preis wider. In der Regel sind diese Geräte nicht unter 5000 € zu bekommen.
Durch das schnelle Auffinden und Erfassen von Wärmequellen eignen sich Wärmebildkamera-Handgeräte insbesondere für das schnelle Entdecken von Wild.
Nachtsichtgeräte verstärken das vorhandene Licht und liefern so ein „echtes“, detailreiches Bild. Mit Nachtsichtgeräten lässt sich Wild sauber ansprechen, darüber hinaus können Hindernisse vor dem Wild (bspw. Äste und Zweige) erkannt werden. Daher eignet sich diese Technik auch sehr gut als Vorsatzgerät.
Bildröhren mit unterschiedlicher Bilddarstellung
ONYX und BW Bildröhren bringen den Vorteil mit sich, dass das Bild vom Betrachter als „natürlicher“ empfunden wird. Darüber hinaus können Menschen mit einer Rot-Grün-Sehschwäche die Bilddarstellung in Schwarz-weiß besser wahrnehmen als mit einer grünen oder grün-gelben Röhre. Wohingegen militärische Studien belegen, dass bei längerer Beobachtung die grüne Röhre von Vorteil ist. Ebenso kehrt die „natürliche Nachtsichtfunktion“ des menschlichen Auges deutlich schneller zurück als bei ONYX Röhren.
Reichweite und optionales Zubehör
Beobachtungsreichweite und Schärfe des Bildes können abhängig von äußerlichen Einflüssen und Lichtquellen (Restlicht) sein. Bei Mondnächten, Stadtlichtern, genauso wie hellen Hintergründen aus Schnee oder Sand steigt die Beobachtungs- und Erkennungsreichweite. Unter schlechteren Bedingungen wie Neumond, wenig Lichtquellen (Restlicht), bei der Jagd im Wald, dunklen Hintergründen auf dunklem Boden oder dichten Hecken sinkt die Erkennungs- und Beobachtungsreichweite.
Um unabhängig von äußeren Faktoren zu sein, besteht die Möglichkeit zur Montage einer „künstlichen Lichtquelle“ – eines Infrarotstrahlers. Diese Infrarotwellen werden vom Nachtsichtgerät aufgenommen. So kann beispielsweise auch ein Nachtsichtgerät mit geringer Kathodenempfindlichkeit in Verbindung mit einem leistungsstarken IR-Aufheller sehr gut eingesetzt werden. Das Licht des IR-Strahlers ist für das menschliche Auge nicht sichtbar, erhöht jedoch für Nachtsichtgeräte die Lichtstärke zur perfekten Aufhellung sowie die Bildqualität und Reichweite. Nach dem aktuellen Waffengesetz ist der Einsatz externer Lichtquellen, wozu auch das Infrarotlicht zählt, jedoch nicht erlaubt.
Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal bei Infrarotstrahlern besteht darin, mit welcher Wellenlänge diese arbeiten. Es gibt verschiedene IR-Aufheller von 805 nm, 850 nm bis 905 nm. Ab einer Wellenlänge von etwa 805 nm gilt der Aufheller als wildsicher, kann also vom Wild nicht mehr wahrgenommen werden. Welcher IR-Aufheller für Sie am besten geeignet ist, hängt von der verbauten Röhre ab (Kathodenempfindlichkeit). So können Sie bspw. mit einem Generation-3-Gerät einen IR-Aufheller mit über 905 nm verwenden und haben trotzdem eine sehr gute Leistung. Der selbe Laser wäre für ein GEN 1+ Gerät unzureichend.
Jagdliche Einsatzgebiete Wärmebild- und Nachtsichttechnik
Nachsuche
- Wärmebildgeräte ersetzen keine Schweißhunde
- Hilfreiches Tool, um direkt nach dem Schuss den Anschuss zu untersuchen, um den noch warmen Schweiß ausfindig machen zu können.
- Große Flächen wie Wiesen, Felder, Altbestände im Wald können in kürzester Zeit nach dem erlegten Stück Wild abgesucht werden.
- In Dickungen oder bei hohem Bewuchs kommt die Wärmebildkamera schnell an ihre Grenzen, da nicht durch Hindernisse „hindurchgesehen“ werden kann.
Kitzrettung
- Wenn im Mai die erste Wiesenmahd bevorsteht, laufen viele Rehkitze und Junghasen die Gefahr, einen grausamen Mähtod zu sterben.
- Mittels Wärmebildkamera können in kürzester Zeit große Flächen nach Wärmequellen abgesucht werden.
- Dabei reicht dieser Technik eine kleine Lücke im hohen Gras um das Wild ausfindig zu machen.
- Ist Wild vollständig mit Bewuchs bedeckt, so hat auch die Wärmebildkamera keine Chance, die Jungtiere ausfindig zu machen.
- Ideal zur Kitzrettung ist die Anbringung einer Wärmebildkamera an einer Drohne, um von oben zwischen die Grashalme schauen zu können.
Wildtier-Monitoring
- Die meisten Wildarten verlagern ihre Aktivität in die Nachtstunden, weil tagsüber die menschliche Beunruhigung zu groß ist.
- Viele Jäger sind nach der Verwendung von Wärmebildkameras überrascht, wie viel Wild sich tatsächlich in ihrem Revier befindet.
- Wärmebildkameras liefern wertvolle Informationen über Standort, Wechsel und Konstellationen der jeweiligen Wildarten.
- So können bspw. bei der Hasenzählung, Feldhasen schnell entdeckt und in den Bestand mitaufgenommen werden.
Wildschadensverhütung & Kampf gegen ASP
- Zunehmende Schwarzwildpopulationen führen in der Agrarlandschaft (vermehrter Anbau von Mais für Biogasanlagen) zu massiven Wildschäden.
- Monatliche Vollmondphasen reichen den Jägern nicht mehr aus, die Schwarzwildpopulation so einzudämmen, dass der Wildschaden ein erträgliches Maß annimmt.
- Die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) erfordert eine zunehmende Regulierung der Schwarzwildbestände, um im Seuchenfall die Population besser „kontrollieren“ zu können.
- Wärmebild- und Nachtsichttechnik tragen dazu einen wesentlichen Teil bei. Jäger können zeitunabhängig eine wesentlich effektivere Jagd auf das Schwarzwild ausüben. Wild kann sehr schnell ausfindig gemacht und richtig angesprochen werden, was zu einer waidgerechten Jagd beiträgt.
Vorsatzgeräte und Okularlösung
Wärmebildtechnik
Bei Wärmebild-Vorsatzgeräten schaut man durch das Okular auf ein Display. Daher müssen diese Geräte in aller Regel eingeschossen bzw. kalibriert werden, also kein Plug and Play. Das Vorsatzgerät wird mittels Klemm-Adapter auf die Tageslichtoptik justiert. In den Menüeinstellungen des Vorsatzgerätes wird der gleiche Mittelpunkt vom Absehen wie beim Zielfernrohr justiert. Nach dem Einschießen sollte auf das Zielfernrohr-Gehäuse und auf den Klemm-Adapter eine Markierung gesetzt werden, damit das Vorsatzgerät wiederholgenau montiert werden kann. Unter Umständen können kleine Zweige und Äste vor dem Wild nicht erkannt werden, ebenso ist ein detailliertes Ansprechen nicht möglich, da lediglich die Konturen des Wildes wahrgenommen werden.
Nachtsichttechnik
Nachtsicht-Vorsatzgeräte müssen in aller Regel nicht eingeschossen werden, trotzdem sollte man aus Gründen der Waidgerechtigkeit einen Probeschuss machen.
Vorsatzgeräte haben gegenüber Okulargeräten folgende Vorteile:
Restlicht, welches verstärkt werden soll, fällt direkt in das Vorsatzgerät ein und muss damit nicht erst die Tageslichtoptik und diverse Linsen passieren. Vorsatzgeräte liefern gegenüber Okulargeräten ein deutlich helleres Bild. Darüberhinaus kann bei Vorsatzgeräten der Leuchtpunkt der Tageslichtoptik verwendet werden, bei Okulargeräten nicht. Die Montage der Okulargeräte bringen einen geringeren Augenabstand mit sich, zudem ist ein Parallaxeausgleich am Zielfernrohr notwendig, da sonst entweder Absehen oder Bild unscharf ist.
Fazit
- Vorteile für den einen sind Nachteile für den anderen. Wärmebildgeräte und Nachtsichtgeräte ergänzen sich gegenseitig.
- Welches Gerät für welchen Jäger das Richtige ist, hängt vom jeweiligen Einsatzzweck ab.
- Wer ein Gerät zur Beobachtung sucht, also Wild entdecken möchte, ist mit einem Wärmebildgerät sehr gut beraten.
- Wer ein Gerät zum genauen Ansprechen sucht oder dieses als Vorsatzgerät einsetzen möchte, ist mit einem Nachtsichtgerät (Restlichtverstärker) gut beraten
Durch das schnelle Auffinden und Erfassen von Wärmequellen eignen sich Wärmebildkamera-Handgeräte insbesondere für das schnelle Entdecken von Wild.
Nachtsichtgeräte verstärken das vorhandene Licht und liefern so ein „echtes“, detailreiches Bild. Mit Nachtsichtgeräten lässt sich Wild sauber ansprechen, darüber hinaus können Hindernisse vor dem Wild (bspw. Äste und Zweige) erkannt werden. Daher eignet sich diese Technik auch sehr gut als Vorsatzgerät.
Rechtliche Bestimmungen/ Gesetzesänderung
Der Bundestag hat am Freitag, den 13. Dezember 2019, Änderungen im Waffenrecht beschlossen, welchen der Bundesrat zugestimmt hat. Damit ergeben sich für Jägerinnen und Jäger mit Hinblick auf den Erwerb und Besitz von Nachtzieltechnik grundlegende Änderungen. Die Änderungen des Gesetzes treten am 20.02.2020 mit der Veröffentlichung im Bundesgesetzblatt in Kraft.
Nachtzieltechnik (§40 Abs. 3 WaffG)
Inhaber eines gültigen Jagdscheins dürfen künftig für jagdliche Zwecke „Umgang“ mit Nachtsichtvorsatzgeräten und Nachtsichtaufsatzgeräten für Zielhilfmittel (Zielfernrohre) haben, diese Regelung schließt Wärmebildvorsatzgeräte mit ein. Jagdrechtliche Verbote oder Beschränkungen der Nutzung bleiben bestehen. Das bedeutet, dass letztendlich die Länder darüber entscheiden, ob und gegebenenfalls welche Wildarten mit Nachtzieltechnik bejagt werden dürfen. In den meisten Bundesländern ist die Verwendung von Nachtzielgeräten, die einen Bildwandler oder eine elektronische Verstärkung besitzen und für Schusswaffen bestimmt sind, verboten. Dieses Verbot können die einzelnen Länder jedoch einschränken oder ganz aufheben und somit den Weg frei machen für den Einsatz der legalen Nachtzieltechnik. Es ist anzunehmen, dass die Landesgesetzgeber das Verbot zwecks Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) aufheben und somit die Verwendung von Nachtsichtvorsatz- und Nachsichtaufsatzgeräten zur Bejagung des Schwarzwildes erlauben. Für Schusswaffen konzipierte Zielscheinwerfer und Laser sind nach wie vor waffenrechtlich verboten. Daraus resultiert, dass Nachtsichtvorsatzgeräte in Verbindung mit einem IR-Aufheller ebenfalls verboten sind. Sofern nach Landesrecht die Bejagung von Schwarzwild mit Nachtzieltechnik erlaubt ist, gilt das ausschließlich für diese Wildart. Für andere Wildarten gilt weiterhin das Verwendungsverbot und Nachtjagdverbot. Zum Schutze des Niederwildes können die Länder die Verwendung dieser Geräte zur Jagd auf Fuchs, Waschbär und Marderhunde zulassen.
WICHTIGER HINWEIS: Bestehende jagdrechtliche Verbote oder Beschränkungen der Verwendung von Nachtzieltechnik der jeweiligen Bundesländer sind zu beachten.
Mit freundlicher Genehmigung der WILD UND HUND
