Da lohnt sich das frühe Aufstehen immer



Das zweiter Jahr Kitzrettung mit der Drohne. Mit viel Eifer und Herzblut bin ich in diese neue Saison gestartet. Der Körper musste sich an das frühe klingeln des Weckers erst einmal wieder gewöhnen.
Die Belohnungen waren in diesem Jahr sehr vielfältig. Schon alleine die spektakulären Sonnenaufgänge waren das frühe Aufstehen wert.
Die Arbeit mit der Drohne bringt mir persönlich sehr viel Spaß und Freude. Konzentriert schaut man als Pilot auf den Bildschirm, um auch ja keine Wärmesignatur zu übersehen. Hat man eine entdeckt, ging es darum zu erkennen, was ist es, ein Hase, ein Gelege oder ein Kitz?
Wurde die Wärmesignatur als Kitz erkannt, schickte ich meine Helfer in die Wiese, ausgestattet mit Kescher und Jutesack. Die Helfer sind mit ebensolchen Herzblut dabei, wie meine Person. Auch sie scheuten das frühe aufstehen nicht und nahmen die nassen Hosenbeine und Mückenattacken gerne in kauf.
Um es den Helfer mit der Lokalisierung des Kitzes einfach zu machen, blieb die Drohne direkt darüber stehen. So konnte ich die Helfer gut über das Funkgerät einweisen. Der kitzligste Monet war immer das sichern des Kitzes mit dem Kescher. Sobald dies passiert war, konnten wir alle aufatmen. Nun nur noch das Kitz vorsichtig in den Jutesack tun und in den sicheren Knick bringen, wo es das mähen der Wiese sicher im Sack abwarten konnte.
Aus diesen vielen besonderen Erlebnissen eines als „Das schönste Erlebnis“ herauszusuchen ist wirklich schwierig, denn es sind alles sehr besondere Erlebnisse, jedes für sich.
Eine besonderes Erlebnis war, das Auffinden einer Ricke, die mit Ihren Kitzen zusammen in der Wiese lag. Ein unglaublich tolles Bild. So etwas sehen zu dürfen ist wunderschön. Die Kitze konnten wir sichern, nachdem die Ricke abgesprungen war. Am Abend konnte der dort ansässige Jäger die Ricke mit den Kitzen beobachten, wie alle das Mähen unbeschadet überstanden hatten.
Mit einer anderen Drohnenpilotin zusammen habe ich mir das Abfliegen einmal geteilt. Als Sie die Drohne flog, war ich ihre Helferin und durfte nach dem Auffinden des Kitzes selber los in die Fläche. Langsam pirschten wir uns voran, die Drohnenposition immer im Blick. An der Position angekommen, lag da das kleine Kitz. Schnell den Kescher drüber zum Sichern, dann das kleine Wesen vorsichtig in den Sack umgelagert. Als wir mit den Köpfen wieder über das hohe Gras schauen konnten, kam da die Ricke laut schimpfend auf uns zu, um Ihr Kitz zu verteidigen. Das hatte ich vorher auch noch nie so erlebt. Die Ricke bleib die gesamte Zeit in der Nähe und als wir das Kitz nach dem Mähen im angrenzenden Getreide frei gelassen haben, konnten wir miterleben, wie Ricke und Kitz wieder zueinander fanden.
Aber nicht nur Kitze werden von uns gesichert. Auch Gelege von Wiesenbrütern werden mit der Drohne lokalisiert. Wir haben ein Fasanengelege gesichert, die Eier haben wir ausbrüten lassen. Der Moment, als wir die kleinen frischgeschlüpften Küken gesehen haben, war unbeschreiblich. Die kleinen Fasanenküken sind einer Glucke untergemogelt worden, welche diese sofort annahm. Nun laufen 4 putzmuntere Fasanenküken mit der Glucke zusammen bei einem guten Freund auf dem Hof.
Dieses alles erleben zu dürfen, ob als Pilot oder auch als Helfer sind unbeschreibliche Momente, die man nie wieder vergisst. Ich stehe gerne jeden Morgen in der Kitzsaison auf um meinen Beitrag zu leisten die Kitze, Wiesenbrüter oder andere Jungtiere vor dem Mähtot zu sichern.
Drohnenpilotin Alexandra Stolz / Landkreis Lüneburg
