Drückjagdnachlese.......
Der Morgen begrüßte uns mit fliehenden, lichtdurchtränkten Nebelschwaden. Ein Schauspiel von Licht, Dunkelheit und den erwachenden Morgen.
Raureif bedeckte die im Schatten gelagerten Wiesen. Die aufsteigende Wärme löste Tropfen von den Blättern und brachte Pflanzen und Tiere aus der Kältestarre zum Leben.
Jäger, grün gewandete, martialisch ausgerüstete Männer begrüßten sich als Freunde, Umarmung, Händedruck - Stille. Schwelgten in der Vergangenheit und erwarteten den Morgen in Anspannung und Passion zum Jagdglück. Träumten vom Erfolg, der Erfüllung und dem Willen zum Sieg und der Begegnung mit der Auseinandersetzung, nämlich von Leben und Tod.
Der Angang zum Ansitzbock ist ein Weg durch herbstlich anmutende Buchenhaine. Letzte Blätterreste, ein farbenfrohes Intermezzo von Herbstlaub und sterbenden Resten einer überreifen Fruchtbildung des letzten Sommers. Die Natur strotzt vor Reife und Frucht – verschwenderisch…! Kastanien, Bucheckern und Nüsse bilden einen Teppich und zieren unseren Weg. Knackgeräusche begleiten unsere Schritte – ergeben ein Singsang von Störung und Eindringen in die friedvolle Stille der Natur.
Eine Ricke äugt verängstigt in Richtung der morgendlichen Störer und ahnt, was auf sie zukommen könnte. Langsam entzieht sie sich den Blicken und Begierden der Jäger. – Stille…
Ein Bussard zieht seine Kreise, hofft auf Beute – so wie wir…!
Der raureifüberzogene Ansitzbock lässt eine ungemütliche Zeit und kälteschwangeren Aufenthalt vermuten. Aufstieg, Ansitz, Ausblick – atemberaubend und schön. Wetterbedingungen vergessen! Lichtdurchbrochene Eiskristalle lassen jeden Grashalm, Wildblume, Blatt und Zweig zum Juwel erglühen. Der letzte „Hauklotz“ wird bei diesem Anblick weich und ist erfüllt mit Ehrfurcht vor der Natur und seinem Schöpfer. Eine Ricke mit Kitz tritt aus und lässt dem Jäger die Größe, Schönheit und Allmacht der Natur erleben. Wer kann da schießen…? Solche Augenblicke werden dem Jäger zur „Morgenandacht“! Der Finger bleibt gerade und man sucht eine andere Gelegenheit.
Hochflüchtige Rehböcke fliehen vor den Treiberwehren mit ihren Hunden, deren Glockenhalsungen (Glöckchen am Halsband) unüberhörbare Todesmelodien verkünden. Es droht Gefahr…! Anspannung bei den Jägern, metallisches Klicken der Gewehrsicherungen würzen die Stille mit Todesahnungen. Ruhe…!
Dann peitschten die ersten Schüsse. Hundegebell – es traf eine Wildschweinrotte. 2 Schwarzkittel lagen im Feuer; anschließend Stille. Die Treiberwehr schreitet weiter, eine flüchtige Ricke kam zur Strecke. Schwitzende Treiber bargen die Stücke, verbrachen das Wild, nahmen den Hut ab zum Dank. Hubertus war gnädig und uns wohl gesonnen. Gott sei Dank!
Die Treiberwehr zog weiter. Wild wurde aufgebracht, floh und entkam. Letztendlich blieben 7 Sauen, 1 Reh und 3 Füchse auf der Strecke.
Fackeln, Rauch und Feuer bildeten den würdigen Rahmen des Streckenbetts. Das Abblasen der Jagd, das rituelle Verblasen der einzelnen Wildstücke und das Einläuten des Schüsseltreibens bildeten den traditionellen Abschluss der Drückjagd. Ein wunderbarer Jagd-Tag ging zu Ende.
Ein besonderer Dank gilt den Jagdpächtern, die für eine gut organisierte Jagd und das anschließende leckere Schüsseltreiben gesorgt hatten.
