Bambi braucht uns

Der Einfachheit halber wird hier die männliche Form genutzt.
Über meinen Hegering der KJV Backnang wurde ich auf den “Flugmodus e.V.” aufmerksam. Es sind Menschen, die ihr Herz auf dem rechten Fleck haben und mit viel Engagement, Zeit, Geduld und Herzensblut diesen Verein gegründet haben und nun seit einigen Jahren führen. Der Verein besitzt Drohnen, welche mit einer Wärmebildkamera ausgestattet sind und sehr effektiv ein paar Stunden vor der Mahd Tiere in dem hohen Gras aufspüren können. Ein Rettungsteam besteht hier meistens aus 4 Personen. Ein Pilot, der die Drohne lenkt. Ein Speaker, ausgestattet mit einem Funkgerät, der den Helfern die Richtung anweist, wo sich die “Wärmequelle” befindet. Es sei hier erwähnt, dass man selbst tierische oder menschliche Exkremente auffinden konnte :-))), so sensibel sind die Kameras! Und aus 2 Helfern, wobei auch einer ein Funkgerät und einen Kescher hat und die Anweisung entgegen nimmt. Der zweite Helfer trägt mind. 2 Wäschekörbe, die man zuvor mit frischem Gras als Unterlage für das gefundene Kitz ausgepolstert hat. Es soll sich ja in kurzer Gefangenschaft wenigstens etwas wohl fühlen ;-) . Natürlich tragen die Helfer Handschuhe, die man am besten vorher im Gras anrubbelt, damit der Menschengeruch nicht auf Bambi übergeht und es von der Geiß abgestoßen wird. Bambi und sein Geschwisterchen (das kommt eben manchmal auch vor), kommen mit Gras gepackt in den Wäschekorb, welcher an allen 4 Seiten mit festen Klettverschlüssen und/ oder Kabelbindern arretiert wird. Der Korb wird natürlich aus der Wiese getragen und in einen, vor der Sonne geschützten Bereich gestellt. Im besten Fall ist noch der Jagdpächter oder der Landwirt dabei. Diese bekommen die Koordinaten der eingefangenen Kitze mitgeteilt, so dass diese gleich nach der Mahd in die Freiheit entlassen werden können.
Ältere Kitze haben durchaus einen Fluchtinstinkt entwickelt, was es äusserst schwierig macht, sie zu fangen, da wir Menschen leider nicht die Anatomie einer Gazelle besitzen und über das Gras schweben können. Sie hören uns also schon von Weitem, wer hätte es gedacht ;-).
Wir haben auch Entengelege und Junghasen entdeckt, die natürlich auch vor der großen Mahd gerettet wurden. Selbst wenn der Drescher über die Eier oder sogar über die Junghasen drüber fahren könnte, es ist ja auch der Traktor, der die zarten Geschöpfe platt fahren kann? Und was ist nach der Mahd? Auch da wären die Bodenbrüter und Jungtiere den Fressfeinden schutzlos ausgeliefert.
Mein Verstand sagt mir natürlich, dass wir nicht alle Tiere zu 100% vor den großen Landmaschinen retten können. Über 400 Kitze allein durch diesen Verein wurden dieses Jahr bis auf heute gerettet. Und der Juni hat erst begonnen! Es lohnt sich also immer mehr Menschen dafür zu sensibilisieren und zu mobilisieren! Natürlich auch in finanzieller Hinsicht, da das Equipment eine recht teure Angelegenheit ist. Die Zeit, der Sprit, der Schlafmangel nicht einkalkuliert. Ich habe einigen Piloten angesehen, wie übermüdet und überlastet sie in dieser Zeit waren! Es geht wirklich an die Substanz!!! Viele davon stehen in der Früh zwischen 2 und 3 Uhr nachts auf, retten ein paar Kitze bis ca. 7 oder 8 Uhr und danach geht es schnurstracks zur Arbeit. Man schleppt sich mit Red Bull und zig Kannen Kaffee über den Tag hinweg und möchte nur noch schlafen! Falls Sie meinen Beitrag lesen und sich entschließen sollten, dass ich den Gutschein gewinnen sollte, dann möchte ich diesen an den Verein weitergeben als Lob und Anerkennung für die Leistung, die sie erbringen. Eine Geldspende wäre sicherlich sinnvoller ;-)) …vielleicht wandeln Sie den Gutschein ja doch um?!
Leider muss ich hier noch von mehreren negativen Erfahrungen berichten, die die Hundebesitzer betreffen. Es gibt immer noch sehr viele Hundebesitzer, die ihre Hunde unangeleint durch hohe Wiesen laufen lassen und sich aber auch nicht gerne aufklären lassen wollen. Vielleicht sollte man speziell ab April bis Ende Juni Schilder für Hundebesitzer aufstellen zur Erinnerung, dass diese Wiesen viele Wildtiere beheimaten?
Möchte an dieser Stelle an alle Jagdpächter und Landwirte ein Dankeschön aussprechen, die uns unterstützt haben und unsere Arbeit löblich erwähnt haben. Natürlich geht auch ein dickes Dankeschön an alle Mithelfer und Mithelferinnen!
Mit Einigkeit und Gemeinschaft können wir Menschen Gutes bewirken und wenigstens einen Teil an unseren größten Schatz zurückgeben - der Natur. Bitte liebe Landwirte, nehmen Sie vermehrt diesen kostenlosen Service in Anspruch und werden Sie Teil unserer Gemeinschaft. DANKE!
