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Jagderlebnis: (K)ein Anschuss unter dieser Nummer

(K)ein Anschuss unter dieser Nummer

Schulfreunde von mir, gute Jungs, die ich jetzt schon seit mehr als dreißig Jahren kenne, haben gemeinsam ein neues Jagdrevier gepachtet. Nichts großartiges: Knapp 300 Hektar im Stadtwald unseres Heimatstädtchens, dem ich aus beruflichen Gründen schon vor langer Zeit den Rücken kehren musste. Verpächter ist der Stadtforst, entsprechend rigoros sind die Abschussvorgaben. Aber so klein das Revier auch ist, es ist eine echte jagdliche Perle: Ein reines Waldrevier, ein hügeliges Tal, durchflossen von einem Wildbach und bestockt mit Nadelhölzern und Buchen. Rehwild soll es reichlich geben, Schwarzwild und gelegentlich sogar Rotwild als Wechselwild. Aufgeregt berichteten die Kameraden am Telefon vom neuen Revier, schilderten alle Details, planten jagdliche Einrichtungen, neue Kanzeln und Pirschpfade, versuchten die Chancen und Möglichkeiten in verschiedenen Ecken und Winkeln des neuen Reviers auszuloten.

 

Im Büro war die Hölle los, aber Ausreden zählten nicht

Im April hatten sie den Pachtvertrag für neun Jahre unterschrieben, im Mai sollte es zur Einweihung des Reviers den ersten gemeinsamen Ansitz auf Rehbock geben. Ich sei herzlich eingeladen, Absagen und Ausflüchte würden nicht akzeptiert, hieß es. Der Termin passte, ehrlich gesagt, so gar nicht. Im Büro war die Hölle los, zwei Kollegen krank, einer im Urlaub, ein Kollege in Elternzeit. Aber das wäre bei jedem anderen Termin wohl so oder ähnlich gewesen, irgendwie passt es ja nie. Trotzdem: 600 Kilometer zu fahren, einfache Strecke, nur für ein, zwei gemeinsame Abendansitze mit anschließendem Umtrunk, eigentlich lohnt sich das nicht. Aber es hieß ja, Ausflüchte werden nicht akzeptiert, und natürlich war die Vorfreude riesig. Wieder einmal mit den alten Kumpanen jagen und dann noch in der alten Heimat, in den seit frühester Kindheit vertrauten Wäldern. Das musste jetzt mal drin sein.

Die ganze Woche schuftete ich wie ein Ackergaul, um am Freitag ausnahmsweise mal früher loszukommen. Wurde natürlich nichts draus. Keine zwei Minuten am Stück stand das Telefon still, nie war es möglich, mal ungestört eine Sache abzuarbeiten, eine zeit- und nervenfressende Besprechung jagte die nächste. Viel zu spät hetzte ich Freitag Nachmittag aus dem Büro, kam zuhause schon mit Puls und Blutdruck im roten Bereich an, schmiss die glücklicherweise schon gepackten Sachen ins Auto, lud Jagdsachen, ein paar gute Tropfen und die als Gastgeschenk gekaufte mobile Alu-Ansitzleiter obendrauf und ab ging es auf die Bahn. Es kam, wie es kommen musste, Stau, zähflüssiger Feierabend- und Wochenendverkehr und der eilige Jäger mittendrin. Mit zunehmender Verzweiflung sah ich zu, wie die errechnete Ankunftszeit auf dem Navi-Display immer weiter gegen Abend vorrückte. Sch...

 

Die Devise: Keine falsche Zurückhaktung

Glücklicherweise lichtete sich der Verkehr dann, als ich die Stadt und ihre Ausläufer endlich hinter mir gelassen hatte. Ich presste das Gaspedal aufs Bodenblech und kam abgehetzt, aber gerade noch rechtzeitig in N. an. Großes Hallo, freudiges Wiedersehen mit den alten Freunden. Schon bei der Begrüßung merkte ich, wie Stress und schlechte Stimmung der strapaziösen Arbeitswoche von mir abfielen. Seltsam, wie diese alte Vertrautheit und Verbundenheit bestehen bleibt, obwohl man sich doch teilweise jahrelang nicht gesehen hat. Gibt es das nur bei den Freunden, die man seit Kindheitstagen kennt oder lernt man später auch noch Leute kennen, bei denen es eines Tages auch so ist? Ich weiß es nicht. "Höchste Zeit, dass wir auf die Hochsitze kommen", mahnte der dicke Bruno, einer der frisch gebackenen und sichtlich stolzen Neupächter. "Und denkt dran: Der Forst hat uns strenge Vorgaben gemacht, was den Rehwildabschuss angeht. Also keine falsche Zurückhaltung. Weidmannsheil!"

 

Was für ein schönes Plätzchen zum Ansitzen

Das Anstellen in dem unbekannten Revier lief nicht ganz ohne Probleme ab, wodurch sich die Sache nochmals ein wenig verzögerte. Als ich endlich auf dem mir zugewiesenen Sitz saß, sah ich auf die Uhr. Schon nach acht, eigentlich schon zu spät. Aber davon wollte ich mir die Stimmung nicht verderben lassen. Es war ein schönes Plätzchen. Vor mir eine kleine Freifläche, umstanden von lichtem Buchenwald. Zur Linken hörte ich den Bach rauschen, sah ihn durch das Dickicht am Ufer aber nicht. Rechts stieg ein Hügel an, in der Ferne sah ich eine dem Äser bereits entwachsene Schonung, der Zaun war schon abgebaut worden. Eigentlich, wenn man davon absieht, dass ich etwas spät dran war, in sehr verheißungsvoller Ort für einen Bockansitz. Egal, ob ich etwas schieße oder nicht, dachte ich, es war mir in diesem Moment wirklich gleichgültig. Ich wollte es einfach nur genießen, hier zu sein, mich auf den schönen Abend nachher im Kreis der Freunde freuen.

 

Dann klingelte das Handy

Ich sog die Waldluft ein und lauschte auf die Geräusche des Waldes. Merkte, wie die Anspannung nachließ, wie ich langsam runterkam. Als das Telefon klingelte. Zu allem Überfluss hatte ich auch noch vergessen, es leise zu stellen. Ärgerlich zog ich das Handy aus der Tasche und sah aufs Display. Kollege Schmitt, der hat mir gerade noch gefehlt. Aber nicht ranzugehen kam nicht in Frage. Schließlich hatte ich dem Kollegen auch einiges an Arbeit übergeholfen, um mir diese kleine Auszeit zu ermöglichen. Jetzt gab es etwas zu klären und es wäre höchst unkollegial gewesen, nicht ans Telefon zu gehen. Nach ein paar Minuten hatten wir die Angelegenheit geklärt, frustriert legte ich auf. Meine Chancen für heute waren dahin und es gelang mir nicht, in die entspannte und zufriedene Stimmung vor dem Anruf zurückzufinden.

 

Eine Bewegung aus dem Augenwinkel

Aber was war das? Im Augenwinkel sah ich eine Bewegung. In Richtung der Schonung rechts. Da war etwas, was da vorher nicht war. Etwas Rotes. Ein Bock. In Zeitlupe nahm ich die Waffe hoch, Ansprechen war, wenn überhaupt, nur durch das Zielfernrohr möglich. Er musste mich ja mitbekommen haben und würde sicherlich jeden Moment abspringen. Es war ein schwacher Jährling. Er verhoffte jetzt oben auf der Kuppe, wo ich nicht hinschießen konnte. Zog langsam weiter. In meine Richtung. Das gibt es doch nicht, dachte ich. Etwas schneller zog der Bock durch die Buchen, spitz auf mich zu. Zögerte kurz, wendete sich zur Seite, für einen Moment war das Blatt frei. Der Schuss brach, den Bock riss es im Knall von den Läufen. Er schlegelte noch kurz, dann war es still.

 

Bock liegt, Chef ruft an

Mit zitternden Händen sicherte ich die Waffe und legte sie auf der Brüstung des Hochsitzes ab. Wie das Adrenalin einen da noch durchfährt, nach so vielen Jagdscheinjahren und so vielen Böcken! Und wer hätte damit gerechnet, dachte ich erfreut, dass ich an so einem verkorksten Abend noch Weidmannsheil haben würde. Jetzt noch ein paar Minuten durchatmen, dann abbaumen, aufbrechen und die Beute zum Weg ziehen, so stellte ich mir den weiteren Verlauf des Abends vor. Ich war in diesem Revierteil ganz für mich, konnte also niemand stören. Herrlich. Dachte ich. Da klingelte das Telefon wieder. Am liebsten hätte ich es in hohem Bogen ins Gebüsch geschmissen. Mein Chef. War jetzt auch egal. Ich ging ran, nur eine kurze Rückfrage, Kollege Schmitt hätte gesagt, er schlage vor, dass man das so und so regeln solle, ob ich einverstanden sei. Ja, war ich, ich war in diesem Moment mit so ziemlich allem einverstanden, insbesondere mit der Beendigung des Telefonats. Auf Wiedersehen, schönen Abend und ein schönes Wochenende noch.

 

Das gibt´s doch nicht: Noch ein Bock

Wieder umschalten, noch ein bisschen die Stille genießen. Der Bach rauscht, ein leichter Wind säuselt in den Blättern. Dann war da dieses Knacken. Nicht laut, aber unüberhörbar. Langsam drehe ich den Kopf in die Richtung, aus der das Knacken kam, links aus dem Uferdickicht. Gibt es das? Ein Bock zieht durch das Gestrüpp, immer nur für kurze Momente taucht ein Fleckchen rote Decke im Blättergewirr auf. Wieder bringe ich ganz langsam, möglichst ohne eine sichtbare und damit verräterische Bewegung zu machen, das Gewehr in Anschlag. Der Bock ist verschwunden. Aber das Knacken ist noch da. Behutsam drehe ich die Vergrößerung des Zielfernrohrs herunter, um mehr Überblick zu haben. Zu spät, denke ich, der ist verschwunden. Da schiebt sich ein Haupt durch das Blattwerk, um gleich darauf wieder von Gestrüpp verdeckt zu werden. Ein Sechser, mehrjährig, vielleicht könnte er noch ein, zwei Jahre vertragen. Für Sekunden sind Träger und Trägeransatz im Zielfernrohr zu erkennen, genauso schnell muss ich die Entscheidung treffen. Auch dieser Bock verendet schlagartig im Schussknall.

 

Da freute sich der dicke Bruno

Eilig baume ich ab. Es wird langsam dämmerig und es ist noch viel zu tun. Ich ziehe die Böcke nacheinander zum Weg, wo ich aufbreche. Während ich mit der roten Arbeit beim zweiten Bock beschäftigt bin, tauchen die Scheinwerfer eines Fahrzeugs auf dem Weg auf. Mein Ansteller, der dicke Bruno steigt aus: Donnerwetter, gleich zwei Böcke!? Weidmannsheil!", er schreit es heraus vor Begeisterung, quetscht und schüttelt meine Hand in seiner fleischigen Pranke, aber das reicht noch nicht, er zerrt mich an seine massige Brust und versetzt mir voller Anerkennung ein paar dröhnende Schläge auf den Rücken.

Tatsächlich bin ich der einzige, dem es an diesem Abend vergönnt ist, Strecke zu machen. Und nichts zeigt besser, wie gute Kumpels diese Jungs hier sind, als die Tatsache, dass es keinen Funken Neid, keinen scheelen Blick, keinen missgünstigen Kommentar gab, für den unverdienten und unwahrscheinlichen Glückspilz, der in ihrem neuen Revier trotz Telefonterror gleich die ersten zwei Böcke schoss. "Aber", sagte der dicke Bruno, "Das mit dem Telefonieren auf dem Ansitz, das probiere ich jetzt auch mal aus."