Aus dem Herzen eines Jägers – Kitzrettung
Wenn im April die Wiesen saftig grün werden, die Luzerne sprießt und das Leben erwacht, beginnt für uns Jäger eine besonders verantwortungsvolle Zeit. In den hohen Wiesen, oft gut verborgen, liegen Rehkitze – leise, reglos, hilflos. Für mich persönlich immer wieder ein emotionales Erlebnis, wenn kleines Leben die Welt erblickt, so unschuldig und friedlich. Ihre Tarnung schützt sie zwar vor natürlichen Feinden, doch nicht vor den scharfen Klingen der Mähwerke. Die Jagd bedeutet für mich mehr als die reine Ausübung. Viel mehr gehts mir um die Sicherung unserer Wildbestände und Leben eine Chance zu geben. Jeder kann einen kleinen Beitrag leisten diese Welt zu einem besseren Ort zu machen und die Kitzrettung ist mein Anteil.
Kitzrettung ist für mich mehr als Pflicht – sie ist ein Herzensanliegen. In den frühen Morgenstunden, oft noch im Nebel, ziehe ich mit Wärmebilddrohne und mit Helfern durch die Felder. Jedes Kitz und andere Jungtier ist ein kleines Wunder, ein stiller Dank der Natur.
Viele wissen tatsächlich gar nicht wie anstrengend die Kitzrettung sein kann. Es gibt Tage, an denen wir bis Mittag versuchen jedes angemeldete Feld abzufliegen, in der Hoffnung, jedes Kitz rauszuholen und zu sichern. Das geht natürlich auch auf Verschleiß an Mensch und Technik. Mir persönlich ist es das Wert. Das Leben überwiegt in diesem Falle und erfüllt mein Herz mehr als jedes Jagderlebnis.
Mein eindrucksvollstes Erlebnis war Anfang Mai 2024, als ich das erste Kitz gerettet habe. Es war wenige Tage alt, hatte noch den kompletten Schutzinstinkt inne, komplett regungslos, kein Fluchtinstinkt und weiche Beine. Ich hatte noch nie ein so zerbrechliches Leben in der Hand und war froh ihm eine Chance auf Leben geben zu können. Nach der Mahd ließen wir das Kitz aus der mit Gras gefütterten Box raus und stellten in der Nähe eine Wildkamera auf. Jedenfalls kam die Ricke wieder zurück, nahm das Kitz an und säugte es. 
Herz aller liebst.
Wir jagen nicht nur, wir schützen. Und in diesen Momenten wird mir klar: Der wahre Wert unserer Arbeit liegt nicht im Schuss, sondern im Leben, das wir bewahren.
