Wildschadensbekämpfung im Zweischichtbetrieb
Es ist 20.00 Uhr und ich schaue bei mir auf Arbeit aus dem Fenster. Am Vormittag hat es etwas geschneit, doch das Außenthermometer zeigt mir 2,5 Grad an und seit Nachmittag fing die leichte Schneedecke an zu tauen. Ich merke wie in meinem Inneren der Zorn darüber wächst und entschließe mich kurzfristig eher Feierabend zu machen. Mein Jagdfreund und Mitpächter Markus sitzt schon seit 17 Uhr an unseren, von den Sauen zerstörten Wiesen. Nachdem ich ihm geschrieben habe, dass ich zur "2. Schicht" gegen 21 Uhr vor Ort bin, antwortet er mir prompt mit einem "wird auch Zeit". Ich muss darüber etwas schmunzeln und bin zugleich dankbar, dass er sich trotzdem die Zeit nimmt sich anzusetzen. Dieser Punkt ist nicht ganz selbstverständlich wenn man weiß, dass er um 3 Uhr früh zur Arbeit fährt. Wir treffen uns wie abgesprochen unter der letzten Laterne im angrenzenden Ort. Ich bin etwas früher da und bereite meine Ausrüstung vor. Waffe, Munition, Gehörschutz, Fernglas und eine Lampe habe ich mir zurecht gelegt. Kurze Zeit später und noch in Gedanken bei meiner Ausrüstung höre ich schon hinter mir auf dem Radweg leise Schritte auf mich zukommen. Es ist Markus mit leicht enttäuschtem Gesicht. "Nüscht, wirklich gor nüscht habe ich gesehen." das sind seine ersten Worte zu mir. Wir unterhalten uns kurz und ich wünsche ihm noch eine gute Heimfahrt bevor ich mich auf die Pirsch begebe. Ich stehe an der ersten Wiese und mir fällt auf das der Schnee fast verschwunden ist. Ich nehme das Glas und schaue über die Wiese. Selbst der Schnee kann die Krater vom Gebrochenen der Sauen nicht verbergen. Ich stelle mir selbst in diesem Moment die Frage "Was sagt bloß die Agrargenossenschaft dazu?". Im selben Augenblick ein schwarzer Schatten im Glas. Es ist ein starkes Stück Schwarzwild. Ich merke wie mein Puls schlagartig ansteigt und mein Herz wie verrückt schlägt. Die Sau steht etwas über 200m entfernt von mir, der Wind ist perfekt und ich entschließe mich sie anzugehen. Ich versuche mich langsam anzupirschen, wozu ich durch das Gebrochene im Nachhinein anzustolpern sagen würde. Nun bin ich auf 80m dran, im Glas erkenne ich, sie steht spitz von hinten und zieht von mir weg. Ein Schuss ist mir so nicht möglich. Ich gehe in Gedanken meine Möglichkeiten durch ob ich sie umlaufen kann, es gibt aber keine durch die Zwischengräben die die Wiesen von ein ander trennen. Aus dem wegziehen wird ein wegtrollen und kurze Zeit später verschwindet die Sau im angrenzenden Unterholz. Ich bin etwas angefressen und denke während ich weiter pirsche über mögliche Fehler meinerseits nach. Völlig in Gedanken komme ich bei der 2. Wiese an. Ein Blick durch das Glas verrät mir, dass es bei dieser Wiese ,bezogen auf den Wildschaden, nicht besser aussieht. Doch was sehe ich da in Verlängerung, es stehen 2 Sauen auf dem 3. Wiesenabschnitt. Es steht eine Leiter am Graben zur 3 Wiese, diese muss ich erreichen, da das Schilf des Quergrabens mir das Schussfeld verdeckt. Grazil wie eine Katze bahnte ich mir den Weg zur Leiter, zumindest fühlte ich mich so, von Außen gesehen war es wohl eher der sterbende Schwan. Ich stehe nun an der Leiter und beginne Sproße für Sproße diese zu erklimmen. Kurz bevor ich oben ankomme schaute ich noch einmal mit dem Glas in Richtung Sauen. Diese waren wieder völlig in ihrem Element und lockerten etwas die Wiese auf. Eine Sau viel mir gleich auf, da sie so wunderschön breit stand. Hier darf ich nicht lange fackeln, Waffe von der Schulter und am Leiterholm angestrichen lasse ich die Kugel fliegen und vernehme eine wunderschönen Kugelschlag. Mit dem Glas sehe ich, die Sau lag im Feuer. Ein Keiler mit 75kg im aufgebrochenen Zustand kam zur Strecke.
Ich wünsche allen ein kräftiges Waidmannsheil
