Vater und Sohn - ein Tag voller Jagdglück
Am Mittag eines Samstags im Juni fahren Vater und Sohn auf Einladung unseres besonderen Freundes in sein Revier im Siegerland. An diesem Wochenende sollte es auf einen Rehbock gehen. Natürlich ist schon die Anreise für den neunjährigen Max ein besonderes Erlebnis und die fast eineinhalbstündige Autofahrt wird mit jagdlicher Fachsimpelei und Fragerei verbracht.
Im Revier angekommen liegt die leckere Wildschweinbratwurst bereits auf dem Grill und wir stärken uns an einem herrlichen Sommertag vor der urigen Hütte. Es schließt sich für uns die Kirrrunde sowie die Besichtigung des Hochsitzes für den Abendansitz an. Bereits diese Runde durch das Revier zeigt die wunderschöne Natur und Stimmung im Sommerwald.
Schließlich geht es nach einem Kaffee an der Hütte los. Doch beginnt der Ansitz mit einer Überraschung: Das Auto in der Nähe des Sitzes geparkt und bereit zur Pirsch zum Hochsitz muss ich feststellen, dass bedauerlicherweise die Waffe fehlt! Diese hatte ich in der Aufregung des bevorstehenden Ansitzes glatt in der Hütte vergessen. Unter dem Gelächter der Jagdfreunde kamen wir nach kurzer Zeit zurück zur Hütte, um die dringend benötigte Waffe zu holen.
Beim zweiten Versuch, den Hochsitz zu beziehen, sollte alles besser klappen. Und schon nach fünf Minuten konnten wir im gegenüberliegenden Hang, der auf Grund des Borkenkäfers gerodet und mit Gebüsch, Dornen und restlichem Wurzelwerk bewachsen ist, ein Stück Rehwild ausmachen. Doch schnell erkannte auch Max, dass es sich hier um eine äsende Ricke handelt. Wir beobachten das einzelne Stück und werden plötzlich durch einen hochflüchtigen, offensichtlich bei territorialen Machtkämpfen der Vorblattzeit getriebenen Bock aufgeschreckt. Dieser passende Bock stürzt in hohem Tempo den Hang hinab und lässt sich weder durch Pfeifen noch Anrufen zum Stehenbleiben bewegen. In nur wenigen Metern Entfernung passiert er in unvermindertem Tempo unseren Sitz und lässt uns verwundert zurück.
Dann kehrt die besondere Stimmung des endenden Tages im Wald ein, die wir ruhesuchenden Jäger so mögen. Das Licht schwindet und die Schatten im Wald werden länger. Ein erstes, leises Gähnen lässt auch bei meinem jungen Mitjäger die einkehrende Ruhe erkennen. Doch wird unsere Aufmerksamkeit durch ein erneutes Stück Rehwild, das den Hang im oberen Drittel quert, schlagartig geweckt. Zeitgleich sprechen wir das Stück als Spießer und damit für uns als frei gegebenen an. Nun gilt es zu handeln: Schnell sind die Ohren geschützt und das Fernglas am Auge. Ich richte die Waffe aus und warte eine schiere Ewigkeit, bis der Bock wirklich breit steht. Schließlich passt alles und der Schuss bricht!
Bei mir, dem Schützen, mach sich Unsicherheit breit, da der Bock in der hoch bewachsenen, unübersichtlichen Fläche trotz Zeichnens sofort verschwunden ist. Doch mein Gefährte ist sich absolut sicher, dass der beschossene Bock liegt. Max hat gesehen, wie der Spießer am nahen kleinen Gebüsch zusammengebrochen ist. So warten wir und die Zeit verrinnt natürlich für uns beide viel zu langsam. Schließlich kann uns nichts mehr aufhalten und wir steigen vom Sitz, um nach dem Bock zu schauen. Doch die Orientierung im nur spärlich geräumten Hang ist nicht einfach unsere erhoffte Beute zu finden. Eigentlich gleicht sich jede Stelle und die Suche wird durch das Gestrüpp enorm erschwert…Schließlich meint Max, wir sollten etwas weiter unten suchen. „Gut!“, denke ich, auch im Bewusstsein, keine bessere Idee zu haben, „suchen wir etwas weiter unten!“ Und tatsächlich: Weniger als 10 Meter weiter unten findet mein Max unseren Bock, unser erstes gemeinsam erlegtes Stück Wild! Was für eine Freude! Wir lassen uns gemeinsam ganz viel Zeit und genießen diesen unvergesslichen gemeinsamen Moment für Vater und Sohn! Zusammen lassen wir diesem für uns so besonderen Bock in aller Ruhe waidmännische Ehren zukommen.
Schließlich bergen wir beide den Bock und kehren mit unserem unvergesslichen, gemeinsamen Jagderfolg zur Hütte zurück. Unser wunderbares Jagdglück wird noch verstärkt, da auch mein Freund mit seinem Sohn nahezu zeitgleich ebenso einen Spießer erlegen konnte. So hatten wir doppelten Vater-Sohn-Jagderfolg! Nach dem Versorgen des Wildes schließt sich eine herrliche Sommernacht an. Wir sitzen im Feuerschein von Fakeln und Feuerkorb vor der Hütte und genießen diese gemeinsame Zeit. Mein Sohn sitzt in eine Decke gehüllt neben mir und wir erfreuen uns an diesem Tag, den uns keiner mehr nehmen kann. Über uns leuchten die Sterne und als Max um halb zwölf richtig müde ins Bett fällt, ist er mindestens so glücklich wie ich.
Mit meinem Freund sitze ich noch weitere Stunden unter dem Sternhimmel und bin einfach nur glücklich und sehr dankbar.

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