Starker Basse
Trotz fortgeschrittenen Alters war ich noch Jungjäger. Es war schon dunkel. Kurz vor Erreichen der Kanzel gegen 22.00 Uhr bemerkte ich eine starke Sau in ca. 100 Meter Entfernung. Was tun? Wind kontrollieren; stand günstig. Bis zur Kanzel? Sofort schießen von unten, traute ich mich nicht. Also vorsichtig weiter pirschen. Die Leiter halb hoch. Anhalten. Eigentlich die falsche Waffe für ein solch starkes Tier: 7x57, gebraucht vom Jagdlehrer. Der hatte gesagt, er habe zu DDR-Zeiten, damit viele starke Schweine geschossen. Herz schlägt bis zum Hals. Nun vielleicht 80 Meter. Sau wühlt ungerührt. Etwas verkrampft angelegt auf der Leiter. Kugel fliegt. Sau weg.
Mein Revierinhaber verbot mir, sofort nachzusuchen. Um 5.30 Uhr Nachsuche mit Zustimmung des Reviernachbarn. Gefunden ca. 100 Meter später. Sauberer Schuss. Das Bergen war nicht einfach. So weit, so beeindruckend. Derart große Keiler sind bei uns selten. Mein Jagdherr beglückwünschte mich mit stilvoll nachgestellter Übergabe eines Bruchs (Foto).
Einige Tage später rief mich der für die Region verantwortliche Zeitungsredakteur an. Er habe gehört, ich hätte einen großen Keiler geschossen. Ich bejahte. Wie schwer er denn gewesen sei. Ich: 120 kg aufgebrochen. Was denn „aufgebrochen“ heiße. Ich: Na ja, nach Öffnen des Wildkörpers und Entfernen der inneren Organe. Er: Damit könnten seine Leser nichts anfangen, wie schwer das Tier denn lebend gewesen sei. Ich: Das wird üblicherweise nicht gewogen. Er: wieviel in etwa? Ich: Na ja, so ein Viertel bis ein Drittel noch dazu. So wurde das Bild von mir veröffentlicht mit dem Zusatz, ich hätte eine 160 kg-Sau geschossen. Beim nächsten Schüsseltreiben musste ich mir den Spott anhören, was für ein Aufschneider ich sei. Der Keiler sei ja stark gewesen, aber nie im Leben 160kg.

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