Als mein Jagdherr mir sagte, komm heute bitte um 16 Uhr und bring deine Waffe bitte mit, dachte ich er schickt mich heute auf die Jagd,wie so manch anderes mal, aber heute war es anders, was ich bis dahin nicht mal ansatzweise erahnte. Es war ein kranker alter Bock, er wurde einmal gesehen und läuft auf 3 Füssen. Mehr wusste ich nicht. So setzte ich mich raus, wunderschönes Wetter, ein traumhaftes bergpanorama und nichts passierte. Als ich zusammen packen wollte kam ein grosser, kapitaler alter Bock, gerade auf mich zu, als ich erblickte das sein linker hinterlauf schlenderte, war er auch schon wieder weg. Am nächsten Tag versuchte ich es wieder, das gleiche passierte, er kam an der gleichen Stelle um die gleiche Uhrzeit, gerade auf mich zu und ehe ich bereit gewesen wäre, war er auch schon wieder weg, es folgten noch weitere Tage, voller Emotionen, Gedanken ob ich alles richtig machen würde, ob er mir etwas mitteilen will, denn inzwischen träumte ich schon von ihm. An jedem Tag setzte ich mich raus, egal ob bei strömenden Regen oder bei Sonnenschein. Ich sass also auf der Wiese. Morgens und Abends und jeden Tag zog mich ein Gefühl daraus, ein unbeschreibliches Gefühl, vorne weg immer der Gedanke, ich muss den leidenden Bock von seinen Qualen erlösen, aber der richtige Zeitpunkt den gab es nicht, 8 Tage lang. 

In den 8 Tagen, zog es mich auf den schiessstand und ins schiesskino, ich bin jungjägerin, man möchte auf keinen Fall etwas falsch machen. Und so vergangen die Tage. 

Tage des Zweifelns, Tage voller Gedanken 

Emotionen die ich bis dahin nicht kannte 

Dann aber am 8 Tag, da war der richtige Zeitpunkt. Ich war vorbereitet, irgendwas war anders, ich kannte ihn und seine Gewohnheiten, seinen Rhythmus. Er humpelte ganz extrem. Ich konnte mir nun fast sicher sein, jetzt ist es soweit. 

Dann ging es ganz schnell 

Ein Schuss, es war vorbei, sein Leiden nahm ein Ende. 

Es war ein sehr emotionaler würdiger Abschied für diesen Bock, mein erster Bock, mein erster Hegeabschuss