Ich erinnere mich noch gut, vor zwei Jahren im Mai. Es war einer der ersten Morgenansitze meines jungen Jägerlebens. Ich parkte mein Auto ein paar hundert Meter von der Kanzel entfernt am Wegesrand. Packte meinen Rucksack, schulterte die Büchse und pirschte Richtung Kanzel. Am Sitz angekommen kroch ich behutsam die Leiter hinauf, denn ca. 100 Meter entfernt befand sich ein großes Schilfgebiet, indem sich die Sauen gerne aufhielten, sagte man mir. Oben angekommen schloss ich die Tür und öffnete behutsam die Fenster. Eine halbe Stunde verging bis es langsam anfing hell zu werden und ich ein Stück Rehwild vertraut anwechseln sah. Es näherte sich bis auf 30 Meter und verhoffte dort. Plötzlich vernahm ich einen Kitzfiep direkt unter mir. Das Stück Rehwild, welches sich als Ricke herausstellte, verhoffte weiter an Ort und Stelle, bis zwei Kitze langsam unter der Kanzel aus dem hohen Gras hervortraten und mit schlacksigen Läufen zur Ricke zogen. Diese kam ihnen entgegen und säugte sie direkt vor mir. Es dauerte einige Minuten, bis die Ricke samt ihren Kitzen im Morgengrauen verschwand. 

Solche Momente genießen zu können macht meiner Meinung nach einen wahren, waidgerechten Jäger aus.