Andre Länder andre Jagd-Sitten (und wie!)
Sobald man heimische Gefilde verlässt, eröffnen sich neue Welten - in jeder Hinsicht, so auch bei der Jagd. Bei meiner Reise nach Australien war ich natürlich drauf gefasst, dass das Jagdwild nicht primär vierbeinig daherkommt sondern vor allem auf Schwanz und Hinterläufen durch die Gegen springt. Großes Erstaunen und Faszination hat dann aber vor allem die Jagdweise ausgelöst.
Ich kann es wirklich jedem nur empfehlen einmal im australischen Outback zur Känguru-Jagd zu gehen. Die unendlichen Weiten der Prärie, die kaum berührte Natur, die absolute Ruhe, die immense Wilddichte. Eine schlicht traumhafte Jagdumgebung.
Insofern man sich einer lokalen Jagdgesellschaft anschließt bekommt man zudem noch einen mehr als beeindruckenden Einblick in eine völlig andere Jagdweise, insbesondere wenn es sich um eine nächtliche Jagd handelt. Als Jagdtourist bevorzugen die meisten natürlich eher die Jagd zu Tage, aber die Australier selbst gehen zumeist eher der kommerziellen Känguru-Jagd nach und bevorzugen dafür die Nachtjagt.
Der Australier an sich ist ja für seine lässige Art nicht unbekannt. Zu Beginn "meiner" Nachtjagd hatte ich auch eher den Eindruck bei einem Vatertagsausflug gelandet zu sein. Dass das Ganze in eine hocheffiziente, durchdachte Angelegenheit umschlagen würde, konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen! Aber weit gefehlt! Vier Pickups, mit je einem Fahrer, einem Beifahrer und einem Scheinwerferführer setzten sich koordiniert in Bewegung. Ja, gejagt wird hier aus dem Auto nicht vom Ansitz, nicht Aufbaumen sondern Abfahren! Aufbauten an den Seiten der Türen und auf dem Dach garantieren hierbei eine optimale Gewehrauflage. Der Scheinwerferführer steht hinten auf der Ladefläche und richtet die Scheinwerfer auf das Wild aus.
Bei den eben noch aufgekratzt rumalbernden Ozzies sitzt jetzt jeder Handgriff. Ich sehe keinerlei Wege oder Markierungen im hohen Gras, aber alle wissen, wo sie ihre Pickups hinsteuern müssen. Die Fahrzeuge nehmen ihre Position ein, die Scheinwerfer leuchten auf und finden bereits im ersten Augenblick ihr Ziel. Ein Schuss, das erste Känguru liegt im Feuer. Ein zweiter und dritter Schuss, wieder liegen zwei Tiere im Knall. Die Präzision der Schützen ist atemberaubend. Verkäuflich sind nur geschossene Kängurus ohne Einschusstellen im Körper (der Verarbeitungsprozesse in der Verarbeitungsanlage wegen, habe ich mir sagen lassen), sprich ein Kopfschuss ist die einzig akzeptable Form der Bejagung. Und dies beherrschen diese Jäger in Perfektion. Ich kann kaum folgen, ehe ich die genauen Abläufe nachvollziehen kann sind bereits ein dutzend Kängurus erlegt.
Das heißt, dass es Zeit ist für einen "Gut-Stop". Nach drei bis fünf Tieren pro Wagen werden die Kängurus an eigens dazu angebrachten Einrichtungen am Heck der Pickups aufgebrochen. Nachdem ich kurz zugeschaut habe, darf auch ich mich an einem Aufbruch versuchen. Aber ich scheitere schon daran das Känguru an den Haken hochzuwuchten. Deutlich schwerer so ein Känguru, als es den Eindruck macht! Mir wird geholfen und ich finde, dass ich ab da gut vorankomme. Die Wahrheit holt mich schnell ein, als ich merke, dass alle anderen ganz flink zwei Kängurus "fabrik-fein" gemacht haben, während ich mich mit einem beschäftigt habe - und immer noch nicht fertig bin :)
Die Jagdfahrt geht weiter, die Wagen fahren wieder auf Wegen, die sich durch nichts in der Fauna abzeichnen, der nächste Stop, wieder die Scheinwerfer und dann ich. Jetzt ist es an mir zu schießen. Ich bin ein bisschen nervös. Zwar habe ich schon einige Tage das Gebaren der Kängurus beobachten können und bilde mir ein Verhaltensweisen recht gut absehen zu können, das Schießen über den Türaufbau habe ich auch schon reichtlich ausgetestet, aber dennoch ist es jetzt eine ganz neue Situation für mich.
Ich schieße, ich treffe, ein weiteres Känguru liegt im Feuer. Mein Känguru. Mein erstes Känguru.

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