Schreck für's Leben
Mein erster Ansitz allein, kurz nach dem Erhalt des Jagdscheins.
Ich war bei einem mittlerweile befreundetem Jäger als Gast im Revier und hatte für den Abend eine Kanzel nahe einer Kirrung bestiegen.
Am Anfang macht man auch Fehler bei der Waffenwahl und so saß ich mit einer 116cm langen Waffe in einer engen Kanzel mit kleinen Fenstern.
Unbedarft wie man als Neuling ist, dachte ich mir, dass ich wenn es darauf ankommen würde, mit der Waffe in der Kanzel überall anstoßen würde und mit dem Radau jegliches Wild (erlaubt waren Sau & Raubwild) verschrecken würde. Also kam ich auf die "clevere" Idee das Fenster zur Kirrung offen zu lassen und den Lauf durch das fenster ragen zu lassen.
Mit Einbruch der Dunkelheit begann das übliche knistern und knacken im Wald. Voller Jagdfieber lauschte ich in alle Richtungen und versuchte die Geräusche zu deuten, oder mit dem Glas die Verursacher auszumachen. Nach einer Weile wurde es totenstill und mein Jagdfieber glitt in leichtes dösen ab.
Plötzlich höre ich wie sich etwas auf dem dach der Kanzel bewegt. Sofort auf 110% Anspannung sitze ich und lausche den "hüfenden" Bewegungnen. Ein Vogel dachte ich und die Anspannung wich leicht einer kleinen Enttäuschung.
Plötzlich sehe ich einen Flügelschlag vor mir durch das geöffnete Kanzelfenster und ein Kauz setzt sich auf den durch das Fenster hinausragenden Gewehrlauf. Gott bin ich hochgefahren und habe mich erschrocken. Dem Kauz ging es ebenso, denn so wie er durcvh das Kanzelfenster schaute schreckte er ebenfalls auf und flog davon.
Ich habe etwas mehr als 15 Minuten gebraucht um mich von dem Schreck zu erholen und wieder auf den Ansitz zu konzentrieren. Schlußßendlich habe ich an dem Abend noch einen Fuchs erlegt - mein erstes Stück Raubwild und mein erstes Stück Wild überhaupt. Dieser schöne Augenblick hat sich durch meinen "Kauzfall" noch viel intensiver eingeprägt und treibt mir auch heute noch ein Lächeln aufs Gesicht.
