Alle guten Dinge sind drei (Ansitze)...
Natürlich habe ich mich auf den ersten Mai gefreut. Ist es doch für mich als Jungjägerin immer noch etwas ganz Besonderes, den Tag mit einem Morgenasitz im Mai zu beginnen. Da die Windsituation auch in diesem Jahr eher ungünstig ist, waren nicht viele Plätze zum Ansitz geeignet. Von meinen Hundespaziergängen wusste ich, dass an meinem Platz zumindest ein Stück Rehwild sein Revier hat. Da ich es immer nur abspringen gesehen habe, wusste ich nicht, um was für ein Stück es sich handelt. Als ich am 1. Mai voller Vorfreude die Kanzel anpirschte, sah ich am Bankett einen Klotz, war mir aber in der Dunkelheit nicht sicher, ob es sich um den Baumstumpf oder ein Stück Wild handelte. 30 Sekunden später wusste ich, das es ein Stück Rehwild war. In großen Sprüngen flüchtete es über den Weg in den Wald und tauchte an diesem Morgen auch nicht mehr auf.
Drei Tage später sollte ein anderer Jäger sein Glück versuchen. Auch er besuchte den Platz mit einem Morgenansitz, auch er bekam außer einem Hasen nichts zu sehen.
Weil die Windsituation immer noch auf Nord eingestellt war, versuchte ich am gleichen Tag Abends noch einmal mein Glück. Da ist Rehwild, die Frage ist nur, wann es austritt? Eigentlich war ich schon zu spät dran. Ich baumte auf die Kanzel auf, richtete mich ein, wickelte sofort eine Decke um die Beine, es war doch kalt, trotz Mai und gab den Ansitz ins Smartphone ein. Ein erster Rundumblick mit dem Fernglas offenbarte mir nichts ungewöhnliches. Ich rechnete auch noch nicht damit, dass jetzt schon Wild unterwegs ist, Sonntags sind die Spaziergänger doch länger im Wald unterwegs.
Also entschied ich, ein wenig zu lesen. Immerhin war ich ja gerade erst 5 Minuten in der Kanzel, soll sich das alles erst mal beruhigen. Bevor ich jedoch mein Buch aufschlagen konnte, trat ein Stück Rehwild vor mir aus, ein Blick genügte, um es als Rehbock, nicht als Jährling anzusprechen. Gehörschutz auf die Ohren, den Bockdrilling in Anschlag, doch der Bock dachte gar nicht daran, stehen zu bleiben, er lief langsam auf mich zu. "Dreh Dich zur Seite - geh auf die Wiese". Das waren meine Gedanken, während er immer weiter auf mich zukam. Einen Trägerschuss von oben herunter wollte ich nicht ausprobieren, er musste sich drehen. Dann endlich blieb er stehen und drehte sich breit auf den Weg. Ich lies die Kugel sofort fliegen, dies war kein unerfahrener Jährling, dieser hier konnte sofort wieder weg sein. In einem großen Satz und mit gesenktem Haupt flüchtete der Bock noch über die Wiese in den Bestand neben der Kanzel, wo er 5 Meter neben mir niederkam und verendete. Der austretende Schweiß während der Flucht zeigte mir, dass der Schuss gut platziert war und ich mir keine Gedanken über eine Nachsuche machen musste.
Und als ich ihn dann später geborgen hatte, konnte ich erfreut feststellen, dass ich so einen Bock noch nicht geschossen habe. Freilich kann er mit seiner Trophäe mit denen von Feldrevieren nicht mithalten. Für unsere Verhältnisse ist's jedenfalls ein braver Bock.

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