Wenn der Tag vor Sonnenaufgang beginnt – Fünf Jahre im Einsatz für das Leben
Es ist 4:00 Uhr morgens. Während die meisten Menschen noch schlafen, stehe ich bereits mit meiner Drohne am Feldrand. Die ersten Vögel zwitschern zaghaft, der Himmel schimmert in einem zarten Silber Grau, und in wenigen Minuten wird die Sonne aufgehen. Doch mein Tag hat da schon längst begonnen.
Seit nunmehr fünf Jahren bin ich als Drohnenpilot im Einsatz für die Rehkitzrettung – ein Ehrenamt, das Herz, Technik und mein Jägerleben vereint und mich jedes Jahr aufs Neue erfüllt. Auch in dieser Saison, die vom 29. April bis zum 29. Juni verlief, waren wir wieder mit insgesamt 4 Teams unterwegs, um mit modernster Technik das Leben junger Wildtiere zu retten.
Ein typischer Einsatztag beginnt eigentlich schon am Abend zuvor: Am Computer plane ich die Flugrouten für die Drohne und mein Team, um am nächsten Morgen keine Zeit zu verlieren. Denn je früher wir starten, desto besser lassen sich Rehkitze im hohen Gras durch die Wärmebildkamera entdecken – bevor die Sonne den Boden aufheizt.
Wenn die Drohne dann leise, meist in 60 Meter höhe, über die Wiesen gleitet, beginnt die Suche. Jeder helle Punkt auf dem Monitor des Smartcontrollers kann Leben bedeuten. Und jedes gerettete Tier ist ein stiller Sieg – gegen das Vergessen, gegen Gleichgültigkeit, für das Leben.
Saisonabschluss 2025 – in unserer Region rund um Rastatt und Baden-Baden, ein starkes Jahr für die Kitzrettung
Nach dem letzten Einsatz am 29 Juni war klar: Die Saison 2025 ist beendet. Die Kitze und anderes Jungwild sind nun alt genug, um selbst zu flüchten – genau das ist unser Ziel. Zeit für ein Resümee, das sich sehen lassen kann. Mit 4 Teams:
- 1760 ha Fläche wurden abgesucht, verteilt auf 1160 Einzelflächen
- 156 Rehkitze konnten eingefangen und gerettet werden
- 270 Kitze haben wir erfolgreich aus der zu Mähenden Fläche vertrieben
- Außerdem: 19 Junghasen, 10 Fasanengelege, 5 Entengelege und 3 Igel wurden entdeckt und vor dem Mähtot bewahrt
Wir hatten in diesem Jahr so viele Anfragen und Flächen wie noch nie zuvor! Es zeigt, wie sehr das Thema an Bedeutung gewinnt. Die Bereitschaft der Landwirte zur Zusammenarbeit wächst aber such der Unmut wenn nicht alle Anfragen bedient werden können – und daraus wächst auch unser technischer Anspruch und die nachfrage an weiteren Ehrenamtlichen Helfer. Für die kommende Saison planen wir deshalb, unsere Ausrüstung weiter auszubauen, um auch künftig jeder Anfrage gerecht werden zu können. Sowie den aufbau eines evtl 5ten Teams.
Was bleibt, ist große Dankbarkeit – für jedes einzelne Tierleben, das wir schützen durften. Für ein starkes Team, für die gemeinsamen Morgenstunden mit Traumhaften Sonnenaufgängen, für jede erfolgreiche Rettung und jedes ehrliche Lächeln danach.
Die Kitzrettung ist für mich kein Job. Sie ist Leidenschaft, Verantwortung – und ein ganz persönlicher Beitrag zum Schutz unserer heimischen Natur.
Und nächstes Jahr? Da stehe ich wahrscheinlich wieder da. Um 4 Uhr. Am Feld. Bereit für das, was zählt.