Ein Morgen, der Leben rettet
Die Uhr zeigt 5:00 Uhr. Während viele Menschen noch schlafen, stehen wir bereits auf einer oftmals noch taunassen Wiese. Während es langsam heller wird und man den Sonnenaufgang schon erahnen kann liegt bei uns schon Spannung in der Luft. Es ist die Zeit der Kitzrettung – für uns jedes Jahr aufs Neue eine Herzensangelegenheit.
Bereits am Vorabend haben wir nach der Terminabsprache mit den Landwirten die Flüge für den kommenden Morgen geplant. Die Drohne ist programmiert, die Einsatzkarten liegen bereit. Jeder im Team weiß, was zu tun ist – und doch ist es jedes Mal aufs Neue ein aufregender Moment, wenn die Drohne schließlich in den Himmel steigt.
Die Konzentration ist nun greifbar. Der Pilot verfolgt jeden Meter Flugbahn auf dem Bildschirm, während die Helfer aufmerksam auf ihren Einsatz warten. Sobald die Wärmebildkamera den ersten kleinen Fleck zeigt, der sich vom Rest der Wiese abhebt, steigt der Puls. Ist es ein Kitz? Die Spannung weicht schnell der Gewissheit – und wenn das winzige Rehkitz schließlich vorsichtig geborgen und in Sicherheit gebracht wird, ist es ein unbeschreibliches Gefühl. Freude. Erleichterung. Und tiefe Dankbarkeit.
Was uns dabei besonders wichtig ist: die Zusammenarbeit im Team. Jeder Handgriff sitzt, jeder verlässt sich auf den anderen. Nur so kann die Rettung effizient und vor allem sicher für das Wild erfolgen. Ebenso schätzen wir die enge Kooperation mit den Landwirten, die uns frühzeitig über ihre Mähtermine informieren und dadurch den Weg für eine erfolgreiche Rettung ebnen. Dadurch konnten wir alleine in unserem Revier im letzten Jahr 16 Kitze, 2 Junghasen und sogar ein Entengelege retten. Diese Jahr sind es bereits 4 Kitze und in den nächsten Tagen werden sicher noch einige folgen.
Die Kitzrettung ist für uns nicht nur ein Einsatz für den Tierschutz – sie ist Ausdruck unserer jagdlichen Verantwortung. Darum nutzen wir auch jede Gelegenheit zur Aufklärung: Ob Passanten am Feldrand oder neugierige Spaziergänger – wir erklären gerne, warum wir so früh unterwegs sind, und stoßen oft auf offene Ohren und ehrliches Interesse.
Wenn das Kitz dann später wieder zu seiner Ricke zurückkehrt und wir wissen, dass wir an diesem Morgen ein Leben bewahren konnten, erfüllt uns das mit einem Glücksgefühl, das schwer in Worte zu fassen ist.





