&quality=40)
Jagdfieber in Namibia
Jagdfieber eine unterschätzte Gefahr
Es gibt in Afrika ein besonders schlimmes Fieber. Als Jäger kann man sich dagegen weder impfen noch anderweitig davor schützen. Es ist das Jagdfieber mit welchem man sich bereits nach einmaligen Afrikaaufenthalt infiziert und es ist unheilbar. Die einzige vernünftige Therapie ist es, immer wieder hinzureisen. Natürlich wird es dadurch nicht besser aber man lindert die Symptome der Sehnsucht.
Warum ist das eigentlich so?
In einem Niederwildrevier wohnend, liebe ich es entlang der Deiche und Hecken zu streifen um Ente, Hase und Fasan nachzustellen. Der Aufgang der Bockjagd ist, neben den geselligen Treibjagden im Herbst, ein Höhepunkt des Jahres aber es ist nicht vergleichbar mit erlebten Abenteuern auf dem schwarzen Kontinent.
Auf gehts nach Namibia
Da ich mich vor einigen Jahren selbst bereits mit dem oben beschriebenen Virus infiziert habe, ging es logischerweise vor einigen Wochen wieder Richtung Süden. Mein Guide Divan Labuschagne erwartete mich bereits in Windhoek am Flughafen und nach kurzen Zollformalitäten wegen meiner mitgeführten Waffe ging es per Pickup zur Farm. Es ist eine klassische Rinderfarm und natürlich fühlt sich dort auch das zahlreiche afrikanische Wild heimisch. Entgegen der häufigen Meinung handelt es sich in der Regel nicht um eingezäunte Gatter sondern um riesige Reviere ohne hohe Barrieren. 25.000 Hektar Jagdgebiet sind keine Seltenheit und oft sind die zu bewirtschaftenden Flächen noch größer.
Wiedersehen mit alten Bekannten
Nach kurzweiliger Fahrt über staubige Pisten erreichen wir die Farm und die Freude sich nach einjähriger Abwesenheit wiederzusehen ist riesig. Beim gemeinsamen Mittagessen wird von beiden Seiten viel berichtet und Pläne für die anstehenden Jagdtage werden geschmiedet. Mein größter Wunsch ist es einen reifen Kudubullen zu erlegen und Divan zeigt mir als Nachtisch Bilder der installierten Wildkameras. Neben abgelichteten Oryx, Gnu und Schakal gibt es auch zahlreiche Kudus zu bestaunen. Ein alter Bulle fällt mir besonders auf und wir beschliessen diesen ins Visier zu nehmen.
Vor der Kür steht die Pflicht
Natürlich ist ein Probeschuss, besser gleich mehrere, obligatorisch und deshalb geht es vor einer ersten Pirsch zunächst auf die Schiessbahn. Gewählt hatte ich für diese Reise meine Savage Hog Hunter im Kaliber 30.06. Natürlich kann man sich auf der Farm auch eine Waffe leihen aber meine Büchse hat mich schon oft treu begleitet und ihre sichere Handhabung ist mir längst in Fleisch und Blut übergegangen. Das zeigt sich auch auf der Schiessbahn und nach kleinen Korrekturen am Zielfernrohr. Es passt alles.
Die Jagd kann beginnen
Es ist noch stockdunkel als ich am nächsten Morgen aufwache aber ich will auf keinen Fall eins der spektakulärsten Naturschauspiele Afrikas verpassen. Sonnenaufgang! Es ist ein Meer voller Farben welches sich nicht in Worte fassen lässt. Rot, orange, violett, blau, gelb und die vielen Schattierungen lassen den Himmel förmlich explodieren und die aufgehende Sonne vertreibt schnell die kühle Nacht. Der Kaffee, im Kessel am Lagerfeuer erhitzt, geht runter wie Öl und die Jagd kann beginnen.
Frischer Wind
Hinten auf der Ladefläche sitzend fahren wir ins Revier und der Wind weht uns mächtig um die Ohren. Ein Wind, der uns auch auf der Pirsch Probleme bereitet, denn ständig wechselnd macht er es uns unmöglich dicht ans Wild heranzukommen. Aus diesem Grund konzentrieren wir uns zunächst auf die Fährten und versuchen den Einstand des Bullen zu finden. Ich gebe zu die unzähligen Trittsiegel kaum von einander unterscheiden zu können, so viele sind es. Divan und Jonny, der Tracker meines Guides, finden jedoch bald die Spur eines alten Bullen und vermuten es sei der Gesuchte. Bei diesem Wind ist es jedoch unmöglich der Fährte zu folgen und wir beschliessen am nächsten Tag die Spur wieder aufzunehmen.
Jetzt oder nie
Zum Glück hat sich am nächsten Morgen der Wind gelegt und es keimt Hoffnung auf heute mehr Erfolg zu haben. An der gestrigen Stelle angekommen steigen wir vom Geländewagen und suchen den Wechsel vom Vortag. Mittlerweile habe ich mich mit den fremden Trittsiegeln ein wenig angefreundet und mit Stolz zeige ich auf entdeckte frische Eindrücke im Sand. Tatsächlich, das könnte er sein! Wir folgen der Fährte durch die dichten Dornen und so manches Mal ist es gar nicht so einfach diese wieder los zu werden. Unglaublich wie meine beiden Führer sich hier durchschlängeln während ich immer wieder hängenbleibe. Plötzlich erstarren beide zur Salzsäule und Divan deutet langsam auf eine kleine Anhöhe. Durch mein Glas erkenne ich warum beide so aufgeregt sind. Der gesuchte Kudu äst ca.400m vor uns! Jetzt heisst es vorsichtig zu handeln um ihn nicht zu vergrämen.
Wie die Indianer
Es geht mir bei der Pirsch immer darum so dicht wie möglich ans Wild zu kommen und Divan weiß um meine Leidenschaft. Gebückt wie Indianer schleichen wir uns, das Gelände ausnutzend, immer näher heran. Keine leichte Aufgabe aber das macht den Reiz einer Pirsch ja schließlich aus. Jetzt sind es keine 50m mehr bis zum Bullen aber sein Blatt ist verdeckt durch dichtes Gestrüpp und wir müssen ihn umschlagen um in eine perfekte Position zu bekommen. Nun geht es nicht mehr nur darum keine Witterung abzugeben oder eräugt zu werden. Jedes noch so kleine Geräusch würde uns verraten und die Pirsch zunichte machen. Vorsichtig setzen wir Schritt für Schritt und nähern uns einer guten Schussposition.
Das kann doch nicht wahr sein!
Der Kudu hat sein Frühstück scheinbar beendet und tut sich hinter einem Dornenbusch nieder. Es sind mittlerweile weniger als 30 Schritte und er ist durch die Büsche geschützt und so wie vom Erdboden verschluckt. Leise flüstert mir mein Guide ins Ohr er wolle einen Stein in seine Richtung werfen und ich solle mich bereit halten.
Ich nutze für solche Pirschgänge gern ein ZF mit kleiner Vergrößerung und bin froh es auch diesmal so gehalten zu haben. Das montierte Leupold VX 6 lässt sich bis auf 1-fache Vergrößerung herunterdrehen und nachdem ich den Leuchtpunkt in die Richtung gebracht habe, nicke ich meinem Jagdführer zu. Just in dem Moment in dem er sich bückt um einen Stein aufzuheben rappelt sich der imposante Kudubulle auf. Hätte ich sowas das erste Mal in meinem Leben erlebt, ich weiss nicht ob ich hätte schiessen können. So eindrucksvoll, mächtig und überragend ist in Europa vergleichsweise wohl nur ein sehr starker Rothirsch. Zum Glück war ich jedoch darauf vorbereitet und liess die Kugel sofort fliegen. "Perfect shot!" raunt mir Divan zu und klopft mir kräftig auf die Schulter. Wir verfolgen die kurze Flucht des Kudus und sehen wie er nach 50m zu Boden geht.
"Waidmannsheil mein Freund" höre ich wie in Trance als wir am Stück ankommen. Die Superformance von Hornady hat gute Arbeit geleistet und mit guten Treffer ist alles perfekt gelaufen. Die Totenwacht an der erlegten Beute ruft noch einmal alle Vorbereitungen und Strapazen dieser und auch vorheriger Reisen wach aber sie sind augenblicklich vergessen und es zählt nur noch das Erlebte.
Wissen sie jetzt warum ich unter diesem Fieber leide?
Waidmannsheil vom team winz