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Jagderlebnis: Der Mai beginnt | Der Monat neuen Lebens

Der Mai beginnt | Der Monat neuen Lebens

von Stefan S. aus Ansbach

Der Mai beginnt. 

Viele verbinden den Mai mit einem morgendlichen Ansitz, am ersten Tag des Monats. Mit etwas Waidmannsheil, lässt sich bereits in den ersten Stunden der allseits bekannte Maibock erlegen. Doch gerade im Mai, ist erkennbar wie vielseitig unsere Jagd ist. Die Brut und Setzzeit ist im vollen Gange, nicht nur in der Fauna, erblickt neues Leben das Licht der Welt, auch die Flora sprießt, wächst und gedeiht. Die volle Kraft der Natur ist an allen Ecken zu erkennen.

Durch das feuchte Frühjahr, ist das Gras wenige Zeit später bereits Hüfthoch und die Landwirte warten nur auf das richtige Wetter, um mit dem ersten Schnitt, Futter für ihre Tiere ernten zu können. Nun beginnt eine heikle Zeit. Im hohen Gras versteckt sich der Nachwuchs von Rehwild, Feldhasen sowie Nester von Bodenbrütern und vieles mehr. In enger Absprache mit den Landwirten, begeben, wir Jäger, uns auf die Suche nach dem jungen Wild. Dank genauer Planung, können wir die beste Strategie, für den jeweiligen Einsatz entwickeln. 14 Tage lange heißt es, jeden Morgen vor Arbeitsbeginn, Gummistiefel, Einmalhandschuhe, Umzugskartons und Drohne mit Wärmebildkamera ins Auto packen und los geht's!

An der Wiese angekommen, verschaffen wir uns kurz einen Überblick. Sind Geißen in der Wiese oder in unmittelbarer Nähe? Welche Gefahren können durch unseren Einsatz entstehen? Eine, an der Wiese vorbeiführende, Straße kann für aufgeschrecktes Wild und Autofahrer schlimme Folgen haben. Ist die Situation klar, startet die Drohne.
 

Sonnenaufgang am ersten Morgen

Die Rettung kann beginnen. Dank der niedrigen Temperatur in den frühen Morgenstunden, hebt sich das warme Wild deutlich von der kalten Wiese ab. Die ersten zwei Wiesen sind abgesucht, doch es ist nichts zu sehen. Nach erneuter Überprüfung der Technik, konnten wir an der dritten Wiese erkennen, das Rehwild ist noch nicht so weit. Mehrere Geißen konnten gefunden werden, noch keine hatte gesetzt. Doch auch diese Erkenntnis ist für uns sehr viel wert, der Bauer kann beruhigter seine Wiesen mähen und wir Waidmänner können zu Hause die erste Tasse Kaffe, mit der Gewissheit, genießen, dass in diesen Wiesen kein Rehkitz den Mähtod erleiden wird.

 

Wärmebild eines gefundenen Kitzes

 

Die ersten Kitze!

Wenige Tage später beginnt der große Rundumschlag. Alle Landwirte, in dem über 1500 ha großen Gebiet, wollen innerhalb der nächsten sieben Tage mähen. Bereits an der ersten Wiese wurden wir fündig, somit war klar: Die ersten Kitze wurden gesetzt.

Um das Rehkitz nicht übermäßig zu stressen, schwebe ich in großer Höhe über dem Kitz und weise meine Jagdkameraden und Helfer zu dem Schützling.

 

 

 

Die erste Rettung - mit großer Überraschung

Mit Einmalhandschuhen und dicken Grasbüscheln werden die sanften Geschöpfe in die vorher mit Gras ausgelegten Kisten gesetzt. Der erste, sehr laute Angstschrei des Kitzes ruft sofort die Mutter herbei, welche ungeachtet über die Straße ihrem neugeborenen zur Hilfe eilt. Diese Situation hat uns erneut gezeigt, wie wichtig vorausschauende Planung und Sicherheitsvorkehrungen sind!

Als uns die Geiß entdeckt, entscheidet sie im nächstgelegenen Waldstück die Situation zu beobachten. Noch ist die Gefahr allerdings nicht gebannt. Würden wir das Kitz nun ihrer Mutter übergeben, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie es erneut in der gerade abgesuchten Wiese ablegt. 

Gerade als wir das Kitz in die Kiste setzen wollten, fiel uns die besondere Färbung des jungen auf. Es muss von der uns bekannten Geiß mit Piebaldismus, diesen geerbt haben. Die in der Jägersprache “Windfang" genannte Nase ist teilweise weiß, zudem trägt es an allen Läufen weiße Socken.

Rehkitz mit Piebaldismus

 

Nach einigen weiteren Funden, sollte dies nicht die einzige Überraschung in diesem Jahr bleiben! Dank der Vogelperspektive der Drohne, erhalten wir einen ganz anderen Blickwinkel auf unsere Natur und können dadurch Situationen beobachten, welche sonst häufig vor uns verborgen bleiben. Eine Geiß, die am Vormittag im hohen Gras ihre beiden Kitze säugt. Diese Momente sind es, welche die Jagd ausmachen.

Säugende Geiß mit zwei Kitz

 

50.000 auf einen Schlag!

 

Bienenschwarm hat sich in Wiese niedergelassen

Nicht nur Wild lässt sich mittels Wärmebildtechnik finden. Dies konnte ich später gegen Nachmittag feststellen, als ich meinen Unterstützern sagte, sie sollen einen Karton fertig machen, ich hätte ein Kitz gefunden. 

Doch weit gefehlt!

Als ich das Kamerabild meiner Drohne auf Sichtbild umstellte, war kein Kitz zu sehen. Stattdessen hatte sich ein Bienenschwarm in der Wiese niedergelassen, welche in der nächsten Stunde gemäht werden soll. Kurzer Hand wurde der Imker aus der Nachbarschaft informiert, welcher sich auch sofort auf den Weg machte die fleißigen Sammler einzufangen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Mai | Mehr als nur Bockjagd

Ich hoffe ich konnte euch zeigen, dass der Mai viel mehr ist, als nur der Maibock. Gerade jetzt stecken wir viel Zeit und Arbeit in unsere Natur. Wir hegen und pflegen, retten soviele Jungtiere wie es uns nur möglich ist. Ein besonderer Dank geht hier an alle Waidkameraden und auch unsere Landwirte, ohne die gute Zusammenarbeit und Absprache wären wir nicht in der Lage dies so umzusetzen. Wir konnten in der Zeit vom 10.05.23 bis 26.05.23 in ca 80 Stunden Arbeitszeit bereits 29 Rehkitze und einen Bienenschwarm retten. Wir versuchen in unseren Revieren mit gutem Beispiel voranzugehen, denn nur mit schießen erreichen wir keinen gesunden Wildbestand.

#dontmowbeforeyousaw

Kleine Bildersammlung

Rehkitzrettung

Rehkitzrettung

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