Der erste Ansitz
Es ist schon eine Weile her als ich das jagen erlernte, aber diesen Text trage ich seit her immer bei mir.
Nach 12 Monaten büffeln und bangen saß ich am Dienstag das erste mal an.
Schon das Laden der Büchse und der Gang zum Ansitz hatte etwas berauschendes. Ich konnte mir das Grinsen nicht verkneifen und musste dies auch nicht, denn es war so still und einsam, dass ich mein grinsen ganz für mich allein hatte. Gegen 20:30 saß ich nun mit meinem Rucksack, Glas und Büchse auf meinem harten Stuhl und blickte in den Sonnenuntergang welcher malerisch die Dächer der vor mir liegenden Stadt in einen goldenen Mantel hüllte. "Die Vögel zwitschern heute besonders laut" denke ich mir während ich zum gefühlten 10 mal überprüfe ob meine Waffe wirklich gesichert ist.
Bewegung im Gras, ich reiße das Fernglas vor meine Augen und glase in die Richtung der Geräusche, als ein Fasan nur wenige cm an meine Sitz vorbei flattert. Puh.... was ein Schreck. Als hätte ich nicht schon genug Adrenalin in meinen Adern.
Langsam setzt die Dämmerung ein und jeder Büschel Mädesüß, sieht plötzlich aus wie ein äsender Bock. Denn darum sitze ich hier: einen Bock. Der soll es sein, nicht zu stark, Knopfbock, oder abnorm.
Donnerhall bricht durch das Revier und meine Gedanken. Keinen KM entfernt hat mein Jagdpächter einen Bock erlegt. Und ich entsinne mich wieder, warum ich hier bin. Just in diesem Moment preschen Ricke und Schmaltier vor mir aus dem Holunder und flüchten über die Wiese. Da also kommt das Rehwild her, dachte ich und konzentrierte mich mit meinem Glas auf die Wiese.
Nach ein paar Minuten waren die Augen angestrengt von der Dämmerung und ich beschloss einen Schluck zu trinken, aber dazu kam es nicht, denn da stand er, 40m vor mir, breit, auf einem Stück gemulchter Wiese.
Der Bock!!!
Mit dem 9x63 Glas versuche ich zu erspähen ob er passt. Knopfbock ist es keiner mehr, und auch stark ist er, vielleicht ist er ja abnorm und somit für mich frei. Aber das Licht ist schon zu schlecht und zugegeben das Glas nicht das beste und somit beobachte ich den Bock noch etwa 20 Minuten bevor ich abbaume.
Überwältigt von den Eindrücken und der Atmosphäre denke ich mir:
"Das also ist Jagd"
Und ziehe mit dem gleichen Grinsen wie zu Anfang zurück zu meinem Auto.
Auf ein erfolgreiches und waidmännisches Jägerleben.
