Kitzrettung 2023: Saale-Holzland-Kreis – Gönnatal

An bisher 14 Tagen konnten wir mehr als 16 Kitze mittels Drohne, welche mit einer Wärmebildkamera ausgestattet ist, sichern bzw. aus der Gefahrenzone leiten. Unsere Suche beginnt meist um 5 Uhr morgens. Wenn die Sonne aufsteigt und die Flächen erwärmt, wird es schwieriger, die raffinierten Verstecke der Kitze, im hohen Gras ausfindig zu machen. Wenn unsere Kamera einen Wärme-Punkt aufspürt und wir nicht mit Gewissheit sagen können, ob es sich um ein Kitz handelt, gehen ein oder zwei Helfer an die Stelle um nachzusehen. Dabei werden schon mal Hosen und Schuhe ziemlich nass.
Unsere Gefühle zum Finden von Kitzen sind zwiespältig: Einerseits wünschen wir uns, keine Kitze zu finden und sicher zu wissen, dass keine auf den zu mähenden Wiesen und Feldern sind. Andererseits freuen wir uns natürlich, wenn wir die winzigen Geschöpfe entdecken und sichern können.
Bei uns bedeutet "Sichern", sofern die Kitze noch nicht zu mobil sind, dass wir sie in gut belüfteten Kisten schützen. Zusätzlich werden die Kisten beschwert, um zu verhindern, dass sich die Kitze selbst befreien und an anderer Stelle wieder ablegen. Ein Eisenstab mit einer roten Fahne wird in die Erde geschlagen, damit der Fahrer des Mähwerkes die Stelle gut erkennen kann und einen großen Abstand zur markierten Fläche hält. Nach Beendigung der Mäharbeiten nimmt entweder der Fahrer oder ein Mitglied unserer Kitzrettungsgruppe die Kiste sofort herunter, damit die Mutter, die meistens in der Nähe wartet, wieder zu ihrem Kitz kann.
Unter den 16 Kitzen waren 4 Zwillingspärchen. Drei Pärchen waren bereits so mobil, dass eine Vorort-Sicherung mit Kiste nicht sinnvoll gewesen wäre. Deshalb haben wir die kleinen, aber bereits flinken Geschöpfe langsam und vorsichtig in einen angrenzenden Wald getrieben, wo bereits die Mama rief.

An anderer Stelle orteten wir eine Ricke etwas entfernt von ihrem gerade frisch gesetzten Kitz in der Wiese liegend. Während wir die gesamte restliche Fläche abflogen, setzte sie ihr 2. Kitz. Beide konnten wir zeitnah sichern.
Etwas aufregender war die Sicherung eines Kitzes in dessen Nähe sich eine Rotte Wildschweine mit Frischlingen aufhielt. Schon tags zuvor hatten wir die Tiere zwar nicht gesehen, dafür aber gehört. Diesmal konnte wir sie mit der Drohne sichten und ihnen dabei zuschauen, wie sie sich am Fundament eines Strommastes den Rücken genussvoll schubberten. Glücklicherweise, ist jeder in seinem Bereich geblieben und so gab es keine Probleme.

Wir haben wirklich alles in Betracht gezogen, wenn es um mögliche Kitz-Verstecke ging. Hasen, Füchse, Ameisenhaufen, kahle Stellen - nichts wurde von uns übersehen. Selbst eine gewöhnliche Hauskatze hat es geschafft, uns an der Nase herumzuführen. Wir waren uns so sicher, dass wir ein Kitz gefunden haben, aber dann ist die Katze blitzschnell abgehauen und hat uns sprichwörtlich "um den heißen Brei" herumtanzen lassen.
Lieber schauen wir einmal mehr hin oder lassen uns von falschen Fährten täuschen, als auch nur ein einziges Kitz zu verlieren.

