4 Tiroler Jäger auf Muffljagd in Tschechien
Gemeinsam mit Schorsch, Mike und Wolfi mache ich mich kurz nach Allerheiligen auf, zu meiner ersten Jagdreise nach Tschechien. In der Nähe von Blsany wollen wir unser erstes "Muffl" erlegen.
Um 15 Uhr checken wir im einzigen Hotel und Landgasthaus ein und eine Stunde später verteilt uns Lubo schon auf die Hochsitze. Da ich als erster Aufbaume, weiß ich vorerst nicht wo die Anderen sitzen. Mein Hochsitz ist am Waldrand vor einem riesigen abgeernteten Acker. Ca. 50m links läuft der Waldrand ca. 300m im rechten Winkel nach vorne. Ich sitze quasi in der Ecke.
Nach einer Stunde erkenne ich ein paar Hasen im Feld und aus dem Wald treten 2 Rehe. Umma halb 6e wirds schu recht dunkel als ich links von mir plötzlich einen Schuss höre. Aha, einer von uns hat heute schon mal Waidmannsheil!
Kurze Zeit später ist es dann ganz dunkel und Lubo kommt von rechts übers Feld und holt mich ab. Wir fahren links im den Waldrand und von weitem sehen wir schon einen suchenden Lichtkegel.
Es ist Schorsch mit folgender Geschichte:
auch sein Hochsitz steht am Waldrand mit Blick auf ein riesiges Feld. Nach einer guten Stunde hört er eine Art blasen hinter sich im Wald. Wahrscheinlich Schwarzwild, denkt er sich. Ruhig verharrt er, als er rechts im Augenwinkel, keine 40m entfernt, ein Muffl erblickt. Im Glas erkennt er Schnecke und Schabracke!
Super ein reifer Widder. Also vorsichtig die Blaser R8 in den Anschlag, einfädeln, einstechen und... klick! Kein Schuss! Ladehemmung? Vorsicht und leise repetiert, wieder einfädeln, der Muffl steht noch brettlbreit ohne Bewegung da, wieder einstechen und diesesmal... wieder klick!
Wieder kein Schuss! Es ist zum Junge kriegen. Wieder vorsichtig das gleiche Procedere! Der Muffl macht keinen Mucks. Als Schorsch das 3. Mal in den Anschlag geht, bricht der Schuss!
Der Muffl zeichnet nicht, zieht sich aber seelenruhig in den Wald zurück! Georg ist dem Nervenzusammenbruch nahe!
Inzwischen haben wir auch Mike und Wolfi abgeholt und die Aktion wird im Gasthaus bei ein paar Bier und Becherovka erörtert. Wahrscheinlich ist der Verschluss 2x nicht sauber eingerastet und der Bolzen wurde deshalb blockiert oder aber die selbst gestopften .270 Magnum Patronen hatten Zündversagen.
Am nächsten Morgen in der aller früh wieder raus ins Revier. Ich sitz wieder am gleichen Platz und habe 2 Stunden null Anblick! Plötzlich höre ich einen dumpfen Knall. Aha aber heute passt's sicher bei einem!
Kurze Zeit später holt mich Lubo bereits wieder ab und erklärt mir: 2 Muffl liegen.
OK, denke ich mir, dann habe ich den 2 Schuss einfach nicht gehört. Auch Schorsch ist wieder am gleichen Platz gesessen. Lubo berichtet: Kollege hat geschossen, Muffl Widder liegt.
Und dir lieber Schorsch auch ein kräftiges Waidmannsheil! Wir schauen uns fragend an. Will Lubo uns verarschen? Nein, der Muffl von Schorsch wurde heute früh gefunden!
Das gibt's ja nicht. Lubo hat Wolfi zum Hochsitz gebracht und mit Mike durch den Wald hinter Schorschis Ansitz gepirscht. Schon nach kurzer Zeit haben die beiden eine kleine Gruppe Muffl im Anblick. Ein Teil flüchtet aber sofort aus dem Wald, nur ein Widder bleibt liegen bei dem noch 2 Schafe stehen. Mike geht bereits in den Anschlag und wartet nur noch bis dieser aufsteht. Nun flüchten auch noch die 2 Schafe doch der Widder bleibt liegen. Da stimmt doch was nicht. Nach einer Weile pirscht sich Lubo heran und erkennt, dass der Widder krankgeschossen ist. Er fängt ihn mit dem Messer ab. Es ist der Muffl von gestern abend. Schorsch hat ihn doch vorm hinteren Lauf, weich erwischt!
In der Zwischenzeit sitzt Wolfi am Hochsitz mitten in einem Feld mit freier Sicht von links bis rechts als vermutlich die rausgedrückte kleine Herde 120m direkt vor ihm steht. Er kann einige Widder ansprechen und richtet sich dann seelenruhig zum Schuss ein. Noch kurz die Auflage korrigiert und schon lässt er die Kugel fliegen. Der Widder zeichnet, wirft einen Meter auf und bleibt dann im Feuer liegen. Die Herde flüchtet 15 Schritt und verhofft dann doch mitten am Feld noch eine Weile. Unglaublich! Nach der Aufregung von gestern Abend, konnten wir also heute morgen eine Strecke von 2 reifen Muffl-Widdern legen. Beim anschließenden Frühstück war natürlich genügend für Gesprächsstoff gesorgt.
Ein kleiner Spaziergang zu Mittag, danach ein kleines Mützelchen und um 16Uhr ging's wieder raus ins Revier. Diesesmal teilen sich Wolfi und Mike einen Hochsitz und auch Schorsch und ich sitzen zu zweit an.
Diesesmal an der Kante in ein kleines Tal mit vielen Geländeübergängen und unterschiedlichster Vegetation. Ein idealer Fleck vor uns mit 300° Rundumblick. Aber dem Mufflwild hat's wohl irgendwo anders viel besser gefallen, denn vorerst kamen nur 3 Hausschafe in Anblick! Ein schwarzer Widder und 2 Schafe. Nach einer Weile beginne ich wieder von links das Gelände abzublasen, als ich zwischen den Büschen einen einzelnen, recht dunklen ohne Schabracke Muffl-Widder erkenne.
Die Aufregung ist groß, denn dieser ist auch wirklich reif und trägt eine riesige Schnecke. Leider verschwindet er in der Dickung und kommt trotz intensivster Suche mit dem Glas und Beobachtung zu zweit nicht mehr zum Anblick. Sch....ade!
Den anderen beiden geht's am Hochsitz gleich. Kein Anblick. Zum Glück konnten wir morgens schon Strecke machen und so klingt der Abend doch noch mit ein paar Bieren und Becherovskas aus.
Also dann auf ein Neues: am Morgen des 3. Tages rücken Mike und ich wieder aus. Diesesmal beide mit Pirschführer. Ich pirsche mit Bohush durch eine Schneiße den Hang hinauf und setzen uns dann auf einen Hochsitz links vom gestrigen am Abend. Es dürfte nicht weit vom schwarzen Muffl sein, denke ich mir und bin guten Mutes.
Es kommt auch tatsächlich was daher: 2 brave Rehböcke und wieder die 3 Hausschafe! Irgendwann glaube ich einen dumpfen Schuss zu hören, dann klingelt das Handy von Bohusch. "Kollege schießen" teilt er mir wortkarg mit. Wir bleiben noch eine Weile sitzen. Vergebens, es kommt nichts, daher zurück zum Auto und auf zu Mike und Lubo.
Auch die beiden haben sich durch einen recht lichten Eichenwald gepirscht. Sie stoßen auf eine richtige Herde Muffl, welche aber sofort flüchtet. Nur 3 Widder verhoffen nochmals kurz, als Mike schon in den Anschlag geht. Zwischen den Bäumen, den Hang hinauf, verliert er die ersten zwei aus den Augen. Doch den dritten derfädelt er routiniert und geistesgegenwärtig ein und lässt auch gleich die Kugel auf 50m fliegen. Der Widder zeichnet und geht nieder. Lubo rät zum nochmaligen Schuss, da die Muffl als recht schusshart gelten.
Dann verweilen die Beiden und pirschen zum Anschuss: ein kapitaler Muffl mit weiter Schnecke liegt im Eichenlaub. Waidmannsheil! Lubo bricht ihn an Ort und Stelle auf und mit einem glücklichen Gesicht fahren wir zum Gasthaus wo Georg und Wolfi schon am Frühstückstisch warten.
Wolfi und Mike verabschieden sich dann schon zu Mittag. Schorsch und ich sind um kurz nach ein Uhr schon wieder mit Lubo im Wald auf der Pirsch. Doch auch dieser Pirschgang bringt keinen Erfolg. Lubo erzählt uns von den 3 Hausschafen, welche irgendwann mal aus einem Stall oder Einzäunung ausgebüxt sind und seitdem die Muffelherden stören.
Ich werde dann allein auf einem Hochsitz abgesetzt, in der Zwischenzeit fahren Lubo und Georg suchend durchs Revier. Wieder verläuft der Ansitz total deprimierend, obwohl das Gelände wieder ideal wäre: Waldrand, Böschungen, üppige Vegetation, Geländeübergänge, Feld – und Wiesenflächen alles perfekt, nur das Wild bleibt unsichtbar.
Irgendwann ruft mich Schorsch an: „Wir haben eine Herde von ca. 50 Muffel gefunden, die bleibt sicher über Nacht an dieser Stelle, morgen früh hast du 100prozentig Erfolg!“
OK, alles klar! Ich werde abgeholt und wir zwei lassen den letzten Abend im Gasthaus gemütlich ausklingen.
Um dreiviertel 6Uhr, es ist Samstag und die letzte Möglichkeit für mich, holt mich Lubo schon wieder ab und kurze Zeit später pirschen wir übers Feld zum Waldrand wo die Herde liegen soll.
Plötzlich kommen schon wieder die 3 Hausschafe aus dem Wald. Na Super, denke ich mir, das war´s wohl dann auch für heute!
2 Minuten später bleibt Lubo auf einmal vor mir stehen, blickt kurz durchs Glas und meldet „Muffel mit Schaf“. Und tatsächlich ich sehe zum ersten Mal Muffel länger als 5 Sekunden, direkt vor uns im Feld ca. 80m entfernt.
Wir haben keine Deckung aber es ist noch halbdunkel und wir sind schon knapp am Waldrand. Wir pirschen daher die Böschung zum Wald runter und kommen auf ca. 40m an die Zwei heran. Da wir tiefer als die Tiere stehen, muss ich das Gewehr ziemlich hoch am Baum anstreichen damit ich über die Böschungskante schießen kann.
Natürlich steht der Widder genau hinter dem Schaf und äugt schon nervös zu uns.
Lubo zischt „Schießen, schießen!“.
Ja wo hin denn?! In den Träger des Widder traue ich mich vorerst nicht, da er das Haupt nur wenige Zentimeter über dem Ziemer des Schafs hält und vom Hinterteil schaut auch noch zu wenig rechts vom Schaf hervor.
Irgendwann wird das Schaf schon einen Schritt nach vorne machen und dann passts, denke ich mir. Lubo wird langsam ungeduldig!
Nach einer Weile sehe ich mehr vom Widder und ich halte einige Millimeter hinter dem Schaf an und lasse die 30.06 fliegen.
Das Schaf geht nieder, der Widder flüchtet im weiten Bogen rechts über´s Feld weg und Lubo brüllt: „Schaf treffen“! Als ob ich´s nicht selbst gesehen hätte!
Geistesgegenwärtig repetiere ich, gehe 5 Schritte nach vorne zum nächsten Baum, schon etwas die Böschung hoch, streiche an und fahre mit dem Gewehr dem Widder nach.
Ich halte einen halben Meter vor und drücke ab, weiß nicht mal mehr genau ob ich überhaupt eingestochen habe. Auf jeden Fall höre ich den Kugelschlag und erkenne wie der Widder nach ca.15 Sprüngen dann doch zusammenbricht! In der Zwischenzeit ist das Schaf wieder aufgestanden und flüchtet nun nach vorne weg.
Sofort repetiere ich erneut und schieß´ dem Schaf etwas halbherzig nach, da ich es nur spitz von hinten „einderfädel“. Getroffen habe ich wahrscheinlich nicht, es läuft weiter und ich verliere es aus den Augen.
Diese ganze Aktion hat vom ersten Schuss keine 10 Sekunden gedauert und ich zittere noch immer ein bisschen, als Lubo zu mir kommt und mir ein kräftiges „Waidmannsheil“ wünscht und zum „Superschuss“gratuliert.
Demütig gehe ich zum Widder und zähle dabei die Schritte. Als ich ankomme sehe ich einen perfekten Einschuss, eine Handbreit hinter Blatt! Einfach nur Wahnsinn!
Und das bei voller Flucht auf ca. 140m!
Lubo hat inzwischen das Auto geholt, wir laden den Widder auf und suchen noch nach dem geflüchteten Schaf.
Leider finden wir vorerst nichts, nur am Horizont erkennen wir eine riesige Herde Muffelwild. Wir umfahren die abgeernteten Äcker großräumig und drücken dann die Herde von schätzungsweise 300 Tieren zurück in den Wald.
Beim Frühstück erzähle ich Schorsch nochmals die ganze Aktion. Ich kann´s immer noch nicht richtig glauben, dass ich doch noch Jagderfolg hatte! Waidmannsheil!
Als ich dann am Nachmittag glücklich zu Hause ankomme, schreibt mir Lubo, dass er auch noch das Schaf, verendet gefunden hat. Ich habe es wahrscheinlich beim ersten Schuss getroffen. Waidmannsheil!
Eine unglaubliche Jagdreise mit 4 überglücklichen Jägern, jeder mit seiner eigenen
Geschichte zum ersten Muffel-Widder, geht damit zu Ende. Waidmannsheil!

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